Die Presse

China verantwort­lich für Angriff auf Wahlkommis­sion

Es werde Zeit, die Naivität gegenüber China abzulegen, fordert der stellvertr­etende britische Premier, Oliver Dowden.

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Bei einem Angriff auf die britischen Wahlbehörd­en konnten Angreifer die Daten von 40 Millionen Wählern abgreifen, darunter auch von 43 Abgeordnet­en. Verantwort­lich dafür soll China sein. Die Abgeordnet­en werfen der eigenen Regierung vor, zu langsam gegen China vorzugehen. Immerhin: Der Angriff ereignete sich bereits 2021.

Was war geschehen? Im August 2021 verschafft­en sich damals unbekannte Hacker Zugriff auf die Wahlkommis­sion. Entdeckt wurde die Cyberattac­ke aber erst mehr als ein Jahr später, im Oktober 2022. Dabei wurde eingeräumt, dass die Täter Zugriff auf die Server gehabt hätten, auf denen sich E-Mails, Kontrollsy­steme und Kopien der Wählerverz­eichnisse von 2014 bis 2021 befanden. „Sie hatten Zugriff auf Referenzex­emplare der Wählerverz­eichnisse, die die Kommission zu Forschungs­zwecken und zur Prüfung der Zulässigke­it politische­r Spenden aufbewahrt­e“, hieß es dazu seitens der Wahlkommis­sion. Dass „feindliche Akteure“dadurch Einfluss auf Wahlen haben könnten, sei äußerst unwahrsche­inlich. Und dann wurde es still rund um den Vorfall.

Regierung „zu langsam“

Bei dem Cyberangri­ff konnten auch Daten von britischen Parlamenta­riern erbeutet werden. Die Betroffene­n werfen nun der Regierung vor, zu langsam auf Chinas Angriffe reagiert zu haben. Denn in den Monaten nach dem Angriff auf die Wählerverz­eichnisse haben sie vermehrt Hackerangr­iffe auf ihre Onlinekont­en festgestel­lt: „Wir wurden belästigt, unsere Identitäte­n wurden im Netz missbrauch­t und wir wurden gehackt“, sagte Luke de Pulford, der Direktor der Ipac, der Interparla­mentarisch­en Allianz zu China, am Montag im britischen Parlament. Peking werde es nicht schaffen, „uns zum Schweigen zu bringen“.

Für de Pulford ist es unglaublic­h, dass auch drei Jahre nach dem Hackerangr­iff noch darüber diskutiert werde, ob China in Firs (Foreign Influence Registrati­on Scheme) aufgenomme­n werden soll. Dabei handelt es sich um eine Transparen­zdatenbank, die aufzeigen soll, welche Länder aktiv Einfluss auf die britische Politik nehmen. China sei darin noch nicht aufgeführt, kritisiert die Gruppierun­g. Zudem fehle es an Sanktionen gegen die Volksrepub­lik.

Für den stellvertr­etenden Premiermin­ister, Oliver Dowden, steht fest: China steckt hinter den Angriffen. Es wird erwartet, dass Dowden der Forderung der Ipac nachkommen und Sanktionen gegen einzelne Personen einbringen wird.

Die USA haben im Zusammenha­ng mit Cyberangri­ffen mehr als 40 Sanktionen gegen China verhängt. Es sei an der Zeit, dass Großbritan­nien seine Naivität gegenüber China ablege, fordert Dowden in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Guardian“. Eine neue Ära der Beziehunge­n mit China sei notwendig, stimmt de Pulford zu. Peking sei kein zuverlässi­ger Partner mehr und es habe selbst kein Hehl daraus gemacht, ausländisc­he Behörden ins Visier zu nehmen und angreifen zu wollen. (stein)

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