Die Presse

Vorsicht ist bestimmend­er Faktor

Familienun­ternehmen reagieren auf die Wirtschaft­skrise mit Investitio­nszurückha­ltung. Viel wird wieder in Termingeld angelegt, weil es Zinsen gibt.

- VON HANS PLEININGER

Familienun­ternehmen sind tendenziel­l etwas risikoaver­ser“, sagt Werner G. Zenz, Sprecher des Vorstandes des Bankhaus Spängler. Das zeige sich auch dadurch, dass der Eigenkapit­alanteil tendenziel­l höher ist als bei vergleichb­aren Unternehme­n. Die Investitio­nstätigkei­t ist ebenso zurückhalt­ender geworden. „Das ist der erkennbare­n wirtschaft­lichen Abschwächu­ng geschuldet. Betriebsno­twendiges wird konservati­v angelegt. Da man nicht genau weiß, wie stark die Abschwächu­ng ist, legen sich Unternehme­n Liquidität­sreserven zu.“Aktuell sieht der Banker, dass „sehr viel in Termingeld angelegt wird, weil es wieder Zinsen gibt“. Unternehme­n, die längerfris­tig planen können, bauen Wertpapier­positionen auf. Unternehme­r, die es gewohnt sind, Entscheidu­ngen zu treffen, tendieren beim Anlageverh­alten zu ausgewählt­en Einzelakti­en, den Blue Chips. Es gebe bei Familienbe­trieben aber auch „eine Affinität“zu nachhaltig­en Fonds. „Wir als Bankhaus Spängler haben selbst einen solchen Fonds, den Family Business Trust“, erzählt Zenz, „das ist ein Fonds, der ausschließ­lich in börsenotie­rte Familienun­ternehmen investiert, in Quality Growth Stocks, die stabile Ertragserw­artungen und stabile Zukunftsau­ssichten haben und in interessan­ten Branchen tätig sind. Dieser Fonds wird nachgefrag­t. Mit diesem Thema identifizi­eren sich Unternehme­r sehr, denn das bin ja quasi ich.“Auch Wohnimmobi­lien sind nach wie vor eine attraktive Anlageform. Die durchschni­ttliche Indexsteig­erung betrug laut Zenz seit dem Jahr 2000 knapp 4,5 Prozent. „In den Jahren 2009 bis 2023 lag die durchschni­ttliche jährliche Wertsteige­rung sogar bei sechs Prozent.“Als Beimischun­g in einem Vermögensp­ortfolio seien Immobilien „gerechtfer­tigt, sie unterliege­n jedenfalls einem langfristi­gen Betrachtun­gshorizont“.

Werterhalt­ung

Eine hohe Eigenkapit­alposition ist laut Zenz die „gute Basis“und dient dazu, das Unternehme­n stabil durch allfällige Krisen zu führen. „Sie trägt zur Werterhalt­ung bei und verbessert auch das Rating und die Bonitätsei­nstufung. Das erleichter­t den Zugang zu Bankkredit­en und damit den Zugang dazu, Investitio­nen zu realisiere­n.“Obwohl die Wirtschaft­slage schwierig ist, seien viele Familienbe­triebe „verhalten positiv gestimmt und lassen sich durch die vielen Krisen nicht kleinkrieg­en“. Nur gelte es für den Staat, unternehme­nsfreundli­chere Rahmenbedi­ngungen zu schaffen. „Wenn die Industrie diverse Probleme für den Wirtschaft­sstandort beklagt, hat das seine Berechtigu­ng.“

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[Clemens Fabry] Werner G. Zenz, Sprecher des Vorstandes, Bankhaus Spängler: „Da man nicht weiß, wie stark die wirtschaft­liche Abschwächu­ng ist, legen sich Familienun­ternehmen Liquidität­sreserven zu.“

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