Weniger Bürokratie und zusätzliche Fördermaßnahmen sollen die Preisentwicklung beim Wohnen bremsen und wichtige Impulse für die Bauwirtschaft bringen.
Wohnkosten müssen gesenkt werden
Die Kosten fürs Wohnen sind in den letzten Jahren explodiert. Zwischen 2015 und 2022 stiegen in Wien die Häuserpreise um 65,5 Prozent, die Preise für Wohnungen um 66,1 Prozent. Die Anschaffung von Wohneigentum hat sich in den letzten Jahren extrem verteuert. Diese alarmierenden Zahlen zeigt eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica auf, die im Auftrag der Sparten Banken und Versicherungen der Wirtschaftskammern Wien und Niederösterreich erstellt wurde. Beide Kammern fordern nun dringend weitere Maßnahmen der Politik, um die daraus resultierende Abwärtsspirale für den Wohnmarkt zu stoppen.
Weniger Bürokratie
Die vor kurzem erfolgte Vereinfachung der KIM-Verordnung sehen die Interessenvertreter als wichtigen ersten Schritt. Ausreichend seien diese Maßnahmen aber nicht, argumentiert Walter Ruck, Präsident der WK Wien: „Mit der Verbesserung beim Ausnahmenregime ist ein erster Schritt in Richtung Reduzierung der Bürokratie getan, wir müssen aber die weiteren Entwicklungen sehr genau beobachten und gegebenenfalls an den Stellschrauben drehen.“Ruck fordert außerdem Sondermittel für die thermische Sanierung privater Gebäude: „Solche Sanierungen stärken die regionale Wirtschaft und tragen zur Erreichung der Klimaziele bei“, sagt der WKWPräsident. Laut Studie von Economica wäre eine solche Förderung in der Höhe bis zu einem Drittel der Gesamtkosten sogar budgetneutral. Auch Wolfgang Ecker, Präsident der WK Niederösterreich, sieht die Änderung der KIM-Verordnung nur als erste Weichenstellung: „Jetzt geht es darum, darauf aufzubauen und den Menschen die Schaffung von Eigentum weiter zu erleichtern.“Außerdem fordert er die rückwirkende Umsetzung der im Wohnbaupakt versprochenen Erleichterungen: „Die Abschaffung der Grundbuchsgebühren und Eintragungsgebühren für Pfandrechte entsprechend der Regierungspläne führt dazu, dass Investitionen verschoben werden. Daher müssen diese Versprechen schnell eingelöst werden, am besten rückwirkend ab dem Ankündigungszeitpunkt.“ Die von den Wirtschaftskammern geforderten Maßnahmen würden wichtige Impulse für die Bauwirtschaft bringen, die von der Entwicklung in den letzten Jahren besonders stark betroffen war. Vor allem das stark gestiegene Zinsniveau für Finanzierungen – seit 2022 stiegen die Zinssätze um rund 140 Prozent an, das Volumen neuer Kredite stürzte um 61,5 Prozent ab – führte zu einem Rückgang der Bautätigkeit und einem historischen Tiefstand bei Baubewilligungen. Der Vergleich der Sommer 2021 zu 2022 zeigt ein Minus bei der aus der Bautätigkeit induzierten Wertschöpfung von mehr als 790 Millionen Euro. Ebenso sank die Zahl der Beschäftigten durch den Wohnbau um mehr als 6000. „Der Rückgang der Bautätigkeit hat auch enorme Auswirkungen auf die Abgaben und damit die staatlichen Einnahmen“, erläutert Erwin Hameseder, Obmann der Sparte Bank und Versicherung in der WK Wien. Allein der Rückgang an Steuern durch den geringeren Wohnbau betrage in Wien mehr als 310 Millionen Euro. Um die Bau- und Sanierungsmaßnahmen wieder anzukurbeln, fordert Hameseder eine Umsatzsteuer-Rückvergütung sowie die Wiedereinführung der steuerlichen Absetzbarkeit von Sonderausgaben für Wohnraumschaffung und Wohnraumsanierung. Für sein Bundesland nennt Reinhard Karl, Obmann der Sparte Bank und Versicherung in der WK Niederösterreich einen Rückgang der Abgaben durch den geringeren Wohnbau um 150 Millionen Euro. Um Impulse für die Bauwirtschaft zu setzen, ist für ihn die Unterstützung von Jungfamilien ein wichtiger Ansatzpunkt: „Besonders müssen wir die Fördersummen für junge Paare und Familien anheben, die sich ein Eigenheim schaffen wollen.“