Die Presse

Baustoffko­nzern trotzt der Krise

Der Baustoffri­ese erhöht die Dividende. Die Aktie steht rekordhoch – und ist laut Analysten ein Kauf.

- VON HEDI SCHNEID

Die Baubranche hat ebenso wie die Immobilien­szene seit Mitte des Vorjahrs, als die Notenbanke­n im Kampf gegen die ausufernde Inflation begannen, die Zinsen zu erhöhen, nichts zu lachen. Die Baukosten stiegen stark, und Immobilien­kredite wurden für viele Käufer nicht mehr verkraftba­r. Es wurde weniger gebaut, und die Krise erwischte viele Firmen. Nicht so Heidelberg Materials. Der deutsche Baustoffko­nzern, einer der weltweit führenden Produzente­n von Zement, Transportb­eton, Asphalt, Sand, Kies und Schotter, profitiert davon, dass er weltweit agiert und daher von der schwachen Konjunktur im Heimatland nicht besonders abhängig ist.

Das zeigen die guten Geschäftsz­ahlen für 2023, die Konzernche­f Dominik von Achten vorige Woche präsentier­t hat: Während der Umsatz mit 21,18 Mrd. Euro nahezu stabil blieb, verbessert­e sich der Nettogewin­n um rund 20 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro. Noch mehr, nämlich um 29 Prozent, wuchs das Ebit auf drei Milliarden Euro.

„Trotz rückläufig­er Nachfrage haben wir das Geschäftsj­ahr mit einem Rekorderge­bnis abgeschlos­sen“, zeigte sich von Achten zufrieden. Der Konzern, dessen Wurzeln bis 1875 (Start der Zementprod­uktion in Heidelberg) zurückgehe­n, verwöhnt die Aktionäre daher mit einer um 40 Cent auf drei Euro je Aktie gestiegene­n Dividende. Das bedeutet eine Dividenden­rendite von 3,7 Prozent.

Wichtiger Markt USA

Bei Aktionären und Analysten kam freilich auch das vom Vorstand bekräftigt­e Ziel eines Ebit von drei bis 3,3 Milliarden Euro für das laufende Jahr gut an. Für Kontinuitä­t und Stabilität sorgt überdies die vorzeitige Verlängeru­ng des Vertrags von Achtens um drei Jahre. Deutsche-Bank-Analyst Jon Bell hat daraufhin am Montag mit einer neuen Analyse reagiert und seine Einschätzu­ng für Heidelberg Materials von „Hold“auf „Buy“angehoben und das Kursziel von 78 auf 110 Euro erhöht. Im wichtigste­n Markt, den USA, sorgten die Konjunktur­maßnahmen für ein starkes Umfeld, und in Deutschlan­d helle sich das Konjunktur­umfeld etwas auf.

Das gab der Aktie des DAXKonzern­s noch weiteren Schub, und sie übersprang erstmals die 100-Euro-Marke. Das ist ein Rekordhoch. Schon in der Vorwoche ging es nach den guten Zahlen um rund acht Prozent nach oben. Im 52-Wochen-Vergleich steht damit nun ein Plus von 62 Prozent – das ist fast die Dimension eines Hightech-Werts. Angesichts dieser Performanc­e scheinen Diskussion­en um und Kritik von Umweltschü­tzern an Heidelberg Materials als einem der größten CO2Emitten­ten aller DAX-Konzerne zu verpuffen. Der Konzern selbst hat sich eine Reduktion der CO2Emissio­nen von 2020 bis 2025 um 30 Prozent auferlegt.

Nicht nur die Deutsche Bank ist positiv gestimmt. Auch die meisten Analysten raten zum Kauf bzw. Übergewich­ten, etwa jene von Berenberg, Jefferies, Barclays. Die UBS bleibt bei der „Halten“-Einschätzu­ng. Beim Kursziel kommt Jefferies mit 109,10 Euro der Deutschen Bank am nächsten. Alle anderen liegen darunter. Trotz des rasanten Kursanstie­gs in den letzten Monaten – v. a. ab November ist es steil nach oben gegangen – sei die Aktie noch günstig, finden die Experten. Das KGV von acht spreche dafür.

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