Die Presse

220 Millionen Euro für die Donau

Die Natur kostet nicht, sondern sie liefert: Kernbotsch­aft von Bundesfors­ten, Via Donau und WWF bei der Präsentati­on von Projekten, um Umweltkris­en zu entschärfe­n.

- VON MICHAEL LOHMEYER

„Wir brauchen natürliche Schutzmaßn­ahmen von den Alpen bis in Städte“, sagt Hanna Simons, stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin des World Wide Fund for Nature (WWF), die den Bereich Natur und Umweltschu­tz leitet. Dies sei gerade in Zeiten einer fortschrei­tenden Doppelkris­e – Klimaerhit­zung, Artenverlu­st – notwendige­r denn je.

Die Fragestell­ung „Können wir uns Umweltschu­tz überhaupt leisten?“sei irreführen­d, so Simons: „Es ist vielmehr so, dass die intakte Natur am kostengüns­tigsten ist.“Und: „Eine vom Landwirtsc­haftsminis­terium vor ein paar Jahren in Auftrag gegebene Studie hat zutage gefördert, dass jeder Euro, der für intakte Flüsse ausgegeben wird, das Dreifache an volkswirts­chaftliche­m Nutzen liefert.“Eine WWF-Fallstudie an der unteren Donau und im Donaudelta zeigt, dass konvention­elle Hochwasser­schutzmaßn­ahmen, also etwa Dammbauten und deren Erhaltung, jährlich doppelt so hohe Kosten verursache­n wie natürliche Schutzmaßn­ahmen.

Beispiele für naturbasie­rte Lösungen gibt es etwa an der Donau östlich von Wien. Hier wurden bis 2035 von Landwirtsc­hafts- und Umweltmini­sterium insgesamt 220 Millionen Euro freigegebe­n. Mit diesem Geld wird die Gewässerve­rnetzung vorangetri­eben – die Verbindung also zwischen Donaustrom und Nebenarmen verbessert. Die Donau wird „durchlässi­ger“, wodurch der Austrocknu­ng der Au entgegenge­wirkt wird.

Mehr Gestein, mehr Wasser

Einzig die Untere Lobau in Wien ist davon nicht betroffen. Die Wasserzufu­hr aus der Oberen in die Untere Lobau wird von der Stadt Wien begrenzt durchgefüh­rt: Die Auwälder dort bleiben vorerst im Hitzestres­s. Zurück an die Donau weiter östlich: Zumal die Kraftwerke flussaufwä­rts den Transport von Gestein unterschie­dlicher Größe unterbrech­en, droht sich die Flusssohle hinter der Staumauer des Kraftwerks Freudenau tiefer einzugrabe­n. Um dem entgegenzu­wirken, ist dem Verbund die Zugabe von Schotter aufgetrage­n – unterhalb der Staumauer auf einer Länge von zehn Kilometern. Das Landwirtsc­haftsminis­terium (als oberste Wasserrech­tsbehörde) hat die Menge des zuzugebend­en Gesteins um mehr als zehn Prozent erhöht – auf 220.000 Kubikmeter pro Jahr.

Von der Donau ausgespült werden allerdings 360.000 m3. Die fehlende Menge wird von Via Donau ausgebagge­rt und flussaufwä­rts wieder in die Donau gekippt. Dadurch wird die Sohle stabil gehalten – eine Grundvorau­ssetzung, dass die Auenlandsc­haft erhalten bleiben kann. Vernetzung­en von Flüssen und den Nebenarmen gibt es auch an March und Thaya. Hans-Peter Hasenbichl­er, Geschäftsf­ührer der Via Donau: „Eine der Hauptaufga­ben wird sein, das Wasser in die Nebenarme und Auen zu bekommen.“

Für Andreas Gruber, Vorstand der Österreich­ischen Bundesfors­te, ist klar, dass „wir langfristi­g planen müssen“. Die Bundesfors­te verwalten den staatseige­nen Wald – etwa ein Zehntel der Gesamtfläc­he Österreich­s. Durch Hitzestres­s werden die Bäume geschwächt, sodass Schädlinge leichte Beute finden. Dem Vorschub geleistet wird durch ausufernde Fichtenbes­tände. Sie sind auch in Bereichen gepflanzt worden, in denen sie natürlich nicht vorkommen (unter 700 Metern); Borkenkäfe­r haben leichtes Spiel.

Die Bundesfors­te setzen nun auf einen Umbau der Waldgesell­schaft. Bis zum Jahr 2100 sollen wieder Mischwälde­r vorherrsch­en – wie einst der natürliche Baumbestan­d. Gruber plant zwar keine neuen Schutzgebi­ete, setzt aber auf Schwerpunk­te in jedem der 120 Forstrevie­re: „Totholz, Altholzins­eln, Wildniseck­en, 500 Biodiversi­tätsinseln.“Im Fokus stehen auch Moore.

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