Endstation Poesie oder: Wo fährt der Bus nach Pause?
Mühlschüttel & Co.: Von Haltestellen voll Magie – und Destinationen, die kein Fahrplan kennt.
Wer Poesie sucht, der wird sie nicht nur in künstlerischen Höhen finden. So trivial kann unser Alltag gar nicht sein, dass er nicht zwischen viel Belanglosigkeit immer wieder Erhebendes enthielte; und wäre Herr Faust nur etwas empfänglicher für den Zauber des Gewöhnlichen gewesen, hätte es gewiss keine 12.000 Verse gebraucht, ihm jenen Augenblick zu bescheren, der ihm sein „Verweile doch, du bist so schön“letztlich doch noch abgenötigt hat.
Sie zweifeln? Nehmen wir als Beispiel – ein Urbild alles Trivialen – einen Busfahrplan, der Einfachheit halber den hiesigen und seine Destinationen. Wem könnte entgehen, was alles an Erbaulichkeiten darin steckt? Hasenleiten, Mühlschüttel, Liebhartstal – wie viel mystische Magie wohnt Endstellen wie diesen inne, wie viel Versprechung jener gar, die man weithin als Lusthaus kennt?
Ja sogar weit ins Philosophische führte mich kürzlich die Zielanzeige an einem Linienbus: „Pause“stand da in übergroßen Lettern zu lesen. Und seither lässt mich der Gedanke nicht mehr ruhen, wo sich jenes ominöse Örtchen Pause wohl befinden mag. Liegt es eher der Stadtmitte zu oder peripher? Womöglich überhaupt jenseits urbaner Grenzen? Pause: ein stilles Dörflein, durch das ein Bächlein namens Auszeit gluckst, dahinter stolz aufragend das Felsenreich des Karenz-Gebirgs, zu dessen Fuß sich saftig-grün der Ferienbäume Urlaub breitet?
Nun, leider, die Erfahrung zeigt: Den Bus nach Pause, den gibt es nur im Stehen. Kaum setzt er sich in Bewegung, sind weder Ruh noch Rast seine Bestimmung, nur mehr eine Endstelle laut Fahrplan: im besseren Fall – siehe oben – eine voller Poesie, im schlechteren Ölhafen oder Verbindungsbahn. Nach Pause müssen wir anderweitig reisen: dieser Feiertage idealerweise mit und in uns selbst.