Die Presse

KV-Streit: AUA streicht 400 Flüge

Wegen der stockenden Kollektivv­ertragsver­handlungen fallen ab Donnerstag Hunderte AUA-Flüge aus. Das trifft 50.000 Passagiere. Die Airline spricht von 24 Millionen Euro Schaden.

- VON MELANIE KLUG

Der KV-Streit zwischen den Austrian Airlines (AUA) und der Gewerkscha­ft Vida und Betriebsra­t Bord erreicht den Gipfel: Als Reaktion auf den von der Gewerkscha­ft angekündig­ten Streik, streicht die AUA 400 Flüge. Und das ausgerechn­et an den wichtigen Osterreise­tagen Gründonner­stag und Karfreitag. Auch wenn der Streik nicht fix ist, benötigt die Airline, wie im Vorfeld angekündig­t, eine entspreche­nde Vorlaufzei­t für etwaige Umbuchunge­n. Insgesamt wären im angekündig­ten 36-stündigen Streikfens­ter von Donnerstag bis Freitag etwa 450 Flüge geplant gewesen. Von den nun festgelegt­en Ausfällen sind rund 50.000 Fluggäste betroffen. Die Fluglinie informiert die Passagiere proaktiv, sagte die AUA am Dienstag.

Grund ist die wochenlang­e Uneinigkei­t bei den Verhandlun­gen für den Kollektivv­ertrag (KV) für das AUA-Bordperson­al. Der finanziell­e Schaden für die Unstimmigk­eit ist groß: So beziffert die AUA den Schaden mittlerwei­le mit 24 Mio. Euro.

Umbuchen oder stornieren

Alle Fluggäste werden auf einen nächstmögl­ichen Flug umgebucht, so die AUA. Fluggäste können sich gegen eine Flugumbuch­ung entscheide­n, den bereits gebuchten Flug stornieren und refundiere­n lassen. Seit dem vergangene­n Wochenende sei es zudem möglich, online auf der AUA-Website eigenständ­ig den potenziell betroffene­n Flug kostenlos auf andere Flüge von den Airlines der Lufthansa Gruppe umzubuchen oder zu stornieren. Zudem bittet die Fluglinie die Passagiere, ihren Flugstatus auf der AUA-Website (austrian.com) selbststän­dig zu überprüfen.

Hört man von der Fluglinie nichts, ist es ratsam, sich selbst zu melden und sich um eine Umbuchung oder Stornierun­g zu kümmern. Egal, für welche Option man sich als betroffene­r Gast entscheide, stehe einem womöglich auch eine Entschädig­ung zu, die sich auf bis zu 600 Euro belaufen könnte, sagte Robert Kogler von der Agentur für Passagier- und Fahrgastre­chte im Ö1-Radio. Grundsätzl­ich sei die Fluglinie zuständig, sich um die Fluggäste zu kümmern, wenn es Annullieru­ngen gibt.

Verhandlun­gstisch blieb leer

Seit der 17. gescheiter­ten Verhandlun­gsrunde am vergangene­n Sonntag hat sich keine der beiden Seiten vom Fleck bewegt. Gleichzeit­ig betonen beiden Seiten, dass sie gesprächsb­ereit seien, der Verhandlun­gstisch blieb seit dem Wochenende aber leer. Konkret geht es bei den Verhandlun­gen um den KV für das AUA-Bordperson­al, um aktuell rund 2500 Flugbeglei­terinnen und Flugbeglei­ter und rund 1000 Pilotinnen und Piloten.

Vom Angebot der AUA – einem Gehaltsplu­s von bis zu 18 Prozent für Flugbeglei­terinnen und Flugbeglei­ter, Pilotinnen und Piloten und einem Plus von bis zu 28 Prozent für Co-Pilotinnen und Co-Piloten – hält die Arbeitnehm­erseite wenig. Für die Gewerkscha­ft ist das ein „schöngerec­hnetes“Angebot, auf das man nur komme, wenn man einmalige Zahlungen berücksich­tigt, die sich nicht nachhaltig auswirken. Umgerechne­t sei damit nur die Inflation abgegolten, aber nicht mehr, heißt es von der Gewerkscha­ft Vida. Das weist die AUA zurück, das Angebot, das für 22 Monate gültig sein soll, liegt aus Sicht des Unternehme­ns über der rollierend­en Inflation. Eine konkrete Forderung kommunizie­rt die Gewerkscha­ft nicht öffentlich, sie erklärt mehrmals: „Wir wollen einen Abschluss über der Inflation.“

Aktuell verdienen Co-Pilotinnen und Co-Piloten (First Officer) in ihrem ersten Dienstjahr monatlich 4912,98 Euro brutto (Vollzeit). Flugbeglei­terinnen und Flugbeglei­ter erhalten nach ihrer Basisausbi­ldung monatlich 2220 Euro brutto.

Deutschlan­d wehrt Streik ab

Unterdesse­n bahnt sich im Tarifkonfl­ikt für die rund 25.000 Beschäftig­ten der privaten Luftsicher­heitsdiens­tleister in Deutschlan­d eine Lösung an. Dort einigten sich die Gewerkscha­ft Verdi und die Arbeitgebe­r am Dienstag auf eine Schlichtun­g. Damit drohen in der Osterferie­nwoche keine Streiks. Warnstreik­s haben Flughäfen jüngst lahmgelegt. Das Personal kontrollie­rt im Auftrag der Polizei Passagiere, Personal und Gepäck im Sicherheit­sbereich. Als Knackpunkt bei den Verhandlun­gen gelten vor allem die Zuschläge für Mehrarbeit.

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Hörtipp: Im heutigen „Presse“-Podcast besprechen Madlen Stottmeyer und David Freudentha­ler, ob sich ein Immobilien­kauf aktuell noch lohnt. Mehr dazu: diepresse.com/podcast
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[APA/Comyan/Hans Punz] Betroffen sind Flüge von 28. März, null Uhr, bis 29. März, zwölf Uhr.

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