Start-ups leiden unter Zinsumfeld
Heimische Start-ups beschäftigen erstmals mehr als 30.000 Mitarbeiter. Doch flauen die Gründungen ab.
Seit dem Jahr 2021 wurden in Österreich mehr als 3400 Startups gegründet. Das geht aus dem Austrian Start-up Monitor 2023 hervor, einer im Herbst 2023 durchgeführten Befragung von 690 Gründern sowie CEOs von Start-ups. Start-ups zeichnen sich dadurch aus, dass sie jünger als zehn Jahre sind, mit ihrem Geschäftsmodell innovativ sind und starkes Wachstum von Umsatz und Mitarbeitern aufweisen oder zumindest anstreben. Bekannte Beispiele sind etwa die KryptoPlattform Bitpanda oder die LernPlattform Gostudent.
14 Prozent der Start-ups gelten als Scale-ups. Das sind Unternehmen, die mindestens 15 Mitarbeiter beschäftigen und in den letzten drei Jahren um 20 Prozent pro Jahr gewachsen sind oder mindestens drei Millionen Euro externes Eigenkapital eingeworben haben.
Die heimischen Start-ups würden trotz des herausfordernden Umfelds eine „bemerkenswerte Resilienz“zeigen, heißt es in der Studie, die auf einer Zusammenarbeit des AIT (Austrian Institute of Technology), des Entrepreneurship-Thinktanks Austrian Start-ups und des Gründungszentrums der Wirtschaftsuniversität Wien beruht. Vier von zehn Start-ups haben inzwischen den Break-even geschafft. Erstmals beschäftigen Start-ups in Österreich mehr als 30.000 Mitarbeiter. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl hat sich von 11,7 auf 12,3 erhöht. Heuer wollen die Start-ups weitere 10.000 Mitarbeiter einstellen.
Finanzierung schwieriger
Doch macht den Start-ups das Zinsumfeld zu schaffen. Die Beschaffung von Fremd- und Eigenkapital ist schwieriger geworden. 62 Prozent geben an, die negativen Auswirkungen des gegenwärtigen Finanzmarktumfelds zu spüren, 57 Prozent sehen eine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr. Zudem haben die jungen Unternehmen mit den Folgen geopolitischer Krisen, gestiegenen Energiepreisen und Lieferkettenengpässen zu kämpfen. Die Folge: Die Zahl der Neugründungen stagniert bzw. sinkt sogar.
Denn Start-ups benötigen häufig externes Eigenkapital. 56 Prozent haben im Vorjahr solches eingeworben. Bei den Scaleups (mindestens 15 Mitarbeiter, sehr starkes Wachstum) liegt dieser Wert bei 89 Prozent. Auch sonst gibt es große Unterschiede zwischen Scale-ups und dem Rest der Start-ups. Scale-ups werden fast ausschließlich von Teams gegründet, häufiger von Risikokapitalgebern und Business Angels finanziert und sind überproportional stark in den Branchen Energie & Mobilität und Finanztechnologie vertreten. Außerdem streben sie zu 80 Prozent einen Exit an, wollen also ihre Unternehmensanteile verkaufen, wenn das Unternehmen groß genug geworden ist. Beim Rest der Startups will die Mehrheit der Gründer im Unternehmen verbleiben.
KI als Megatrend
Was die Technologie- und Innovationstrends betrifft, so nennen die Befragten künstliche Intelligenz als wichtigstes Thema, gefolgt von erneuerbaren Energien, Energiespeicherlösungen und Big Data. Der größte Wunsch der Befragten an die Politik sind Steuererleichterungen sowie mehr Anreize für private Risikokapitalfinanzierung. 17 Prozent aller Start-up-Gründer sind Frauen, doch ist ihr Anteil zuletzt leicht gesunken. Der Anteil der Startups, die zumindest eine Frau im Gründungsteam haben, beträgt nun 33 Prozent, auch dieser Wert ist rückläufig.