Osterfestspiele: Glaubenszweifel, Sopranhoffnung
Verdis Requiem unter Antonio Pappano: Ergriffenheit und Jubel, besonders für eine junge Sopranistin.
Womit soll ein italienisches Orchester nebst eigenem Chor schon abseits des Opernrepertoires glänzen, wenn nicht mit Verdis Requiem? Doch Antonio Pappano sorgte am Pult der klanglich überaus homogenen Kräfte der Accademia Nazionale di Santa Cecilia (nebst einer Abordnung des Bachchores Salzburg) auch dafür, dass sich die Aufführung nicht in bloßer Ausstellung musikalischer Brillanz bei laufend nachgebesserter Feinabstimmung erschöpfte, sondern dass auch der Ausdruck passte: vom bangen, zischenden Flüstern bis hin zu donnernden Schreckensklängen. Kann schon mal passieren, dass dabei eine Posaune in der „Libera me“-Fuge zu früh einsetzen will. Merkwürdig allerdings, wenn die wuchtigen Basstrommelschläge des „Dies irae“beständig einen Tick zu früh kommen, als müsse das so sein. Aber das Gesamtbild stimmte bei dieser packenden Totenmesse auf Basis menschlichen Zweifels.
Weitgehend zumindest. Besonders beim Tenor musste man sich nach der Decke strecken, und zwar anders als gedacht: Weil Jonas Kaufmann sich mit den drei „Gioconda“-Vorstellungen genug gefordert fühlte, wurde schon im Jänner Luciano Ganci als Einspringer annonciert. Der begann im Kyrie steif und grell, fand dann aber in seinen Grenzen noch zu einer passablen, bei allem Drauflos sogar differenzierten Leistung. Judit Kutasi ließ einen charaktervollen Mezzosopran hören, der freilich weder eine Portion an allgemeinem mütterlichen Scheppern verleugnen konnte, noch eine selbstbewusst zur Schau gestellte Härte im Brustregister.
Das harmonierte nicht durchwegs ideal mit Masabane Cecilia Rangwanasha – doch in dieser südafrikanischen Sängerin könnte eine außergewöhnliche Interpretin heranreifen. Ihr Sopran ist beweglich, tendiert aber bereits zu dramatischer Fülle, die Farbe ist gedeckt und mit einer Prise Rauchigkeit à la Leontyne Price gewürzt. Vor allem ist sie technisch zu schwebendem Piano ebenso fähig wie im Vortrag zu Hoheit und bebendem Pathos. Schade, dass das so wichtige wie heikle hohe B im „Libera me“nicht sauber gelang – ansonsten eine reife Leistung. Dazu Michele Pertusi, als Bass keineswegs ein Kraftmeier und doch voll mit der nötigen Autorität: ausdauernde Begeisterung.
Weiterer Termin: Karfreitag, 19 Uhr, es gibt noch Restkarten; zeitversetzt auf Ö1, 19.30.