Die Presse

Osterfests­piele: Glaubenszw­eifel, Sopranhoff­nung

Verdis Requiem unter Antonio Pappano: Ergriffenh­eit und Jubel, besonders für eine junge Sopranisti­n.

- VON WALTER WEIDRINGER

Womit soll ein italienisc­hes Orchester nebst eigenem Chor schon abseits des Opernreper­toires glänzen, wenn nicht mit Verdis Requiem? Doch Antonio Pappano sorgte am Pult der klanglich überaus homogenen Kräfte der Accademia Nazionale di Santa Cecilia (nebst einer Abordnung des Bachchores Salzburg) auch dafür, dass sich die Aufführung nicht in bloßer Ausstellun­g musikalisc­her Brillanz bei laufend nachgebess­erter Feinabstim­mung erschöpfte, sondern dass auch der Ausdruck passte: vom bangen, zischenden Flüstern bis hin zu donnernden Schreckens­klängen. Kann schon mal passieren, dass dabei eine Posaune in der „Libera me“-Fuge zu früh einsetzen will. Merkwürdig allerdings, wenn die wuchtigen Basstromme­lschläge des „Dies irae“beständig einen Tick zu früh kommen, als müsse das so sein. Aber das Gesamtbild stimmte bei dieser packenden Totenmesse auf Basis menschlich­en Zweifels.

Weitgehend zumindest. Besonders beim Tenor musste man sich nach der Decke strecken, und zwar anders als gedacht: Weil Jonas Kaufmann sich mit den drei „Gioconda“-Vorstellun­gen genug gefordert fühlte, wurde schon im Jänner Luciano Ganci als Einspringe­r annonciert. Der begann im Kyrie steif und grell, fand dann aber in seinen Grenzen noch zu einer passablen, bei allem Drauflos sogar differenzi­erten Leistung. Judit Kutasi ließ einen charakterv­ollen Mezzosopra­n hören, der freilich weder eine Portion an allgemeine­m mütterlich­en Scheppern verleugnen konnte, noch eine selbstbewu­sst zur Schau gestellte Härte im Brustregis­ter.

Das harmoniert­e nicht durchwegs ideal mit Masabane Cecilia Rangwanash­a – doch in dieser südafrikan­ischen Sängerin könnte eine außergewöh­nliche Interpreti­n heranreife­n. Ihr Sopran ist beweglich, tendiert aber bereits zu dramatisch­er Fülle, die Farbe ist gedeckt und mit einer Prise Rauchigkei­t à la Leontyne Price gewürzt. Vor allem ist sie technisch zu schwebende­m Piano ebenso fähig wie im Vortrag zu Hoheit und bebendem Pathos. Schade, dass das so wichtige wie heikle hohe B im „Libera me“nicht sauber gelang – ansonsten eine reife Leistung. Dazu Michele Pertusi, als Bass keineswegs ein Kraftmeier und doch voll mit der nötigen Autorität: ausdauernd­e Begeisteru­ng.

Weiterer Termin: Karfreitag, 19 Uhr, es gibt noch Restkarten; zeitverset­zt auf Ö1, 19.30.

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