Mit kleinlichen Verboten zerstört man den Fußball
„Wo sind da ,Witz und Charme‘?“, Replik von Peter Pelinka, 25.3.
Es mag ja sein, dass Peter Pelinka der Sinn für Poesie fehlt. Aber wäre es ihm lieber, die Rapidler hätten, wie früher, gerufen: „Hass und Tod dem FAK“? Besitzt demgegenüber die Formulierung von den „oaschwarmen Veilchen“nicht etwas geradezu Liebevolles, Mitleidiges, und auch ein Stück Selbstironie?
Möglich, dass Pelinka die komplexe Sprachstruktur des gehobenen Schimpfens nicht begreift, die ich in meinem Artikel kurz dargestellt habe. Dennoch aber darf die Anhänglichkeit an einen Fußballverein einem Journalisten nicht dermaßen den Blick vernebeln, dass er kein vernünftiges Argument zustande bringt. Dass die internationalen Fußballverbände, wie Pelinka erklärt, die Sache anders sehen als ich, ist kein Argument, sondern genau das Problem.
Diese versuchen seit Jahren, von ihren massiven Korruptionsproblemen abzulenken, indem sie plakativ auf Antirassismus und sexuelle Diversität machen. Darum werden nun ganze Vereine (wie aktuell Leverkusen) sowie einzelne Spieler und Funktionäre mit drastischen Strafen verfolgt – und zwar auch dann, wenn der Vorwurf der Homophobie wie im aktuellen Fall der Rapidler alles andere als eindeutig erwiesen ist.
Doch wenn man die Leute im Stadion mit kleinlichen Verboten am Schimpfen hindert und Fußballer in Zukunft so nichtssagend sprechen müssen wie Politiker oder so diplomatisch wie Formel-1-Piloten, zerstört man den Fußball; von Austrianern genauso wie von Rapidlern, auch von allen anderen.
Die fanatischeren Fans der Klubs aber werden dann nicht
mehr davon abzuhalten sein, sich rechtsextremen Parteien zuzuwenden: Denn diesen hat man leichtsinnig das Versprechen überlassen, dass kleinliche Sprechverbote unter ihnen keine Chance haben werden.
Robert Pfaller