Die Presse

Links der Mitte wird es enger

Der Antritt der Bierpartei ist zwar noch nicht fix, wird aber immer wahrschein­licher. Zudem haben auch die Kommuniste­n laut Umfragen Chancen auf den Einzug.

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Wien. Die Kleinparte­ien KPÖ und Bierpartei könnten bei der Nationalra­tswahl die Kräfteverh­ältnisse im Parlament entscheide­nd verschiebe­n. Denn je mehr Parteien ins Parlament gelangen, desto schwierige­r könnte sich die Regierungs­bildung gestalten. Mehrheiten für Zweierkoal­itionen werden dadurch unwahrsche­inlicher, fernab der FPÖ – Stand jetzt – nahezu ausgeschlo­ssen.

Fix ist bereits der Antritt der KPÖ, die bei den Nationalra­tswahlen der vergangene­n Jahre keine Rolle spielte. Heuer ist die Ausgangsla­ge jedoch vielverspr­echend. Bei Wahlen in der Steiermark und in Salzburg konnte sie reüssieren, auch wenn sie zuletzt einen Rückschlag erlitt : Kay-Michael Dankl, Spitzenkan­didat der KPÖ plus, unterlag SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger bei der Bürgermeis­terstichwa­hl in Salzburg doch ziemlich deutlich. Der große Rückenwind für den Nationalra­tswahlkamp­f blieb damit für die Kommuniste­n aus.

Blick nach Innsbruck

Hoffnung schöpft die KPÖ aber nun aufgrund mehrerer Umfragen, zum Beispiel einer von der SPÖ beauftragt­en Erhebung des Imad-Instituts zur Innsbrucke­r Gemeindera­tswahl am 14. April. Dort kommen die Kommuniste­n auf sechs Prozent, was ein Überraschu­ngsund Achtungser­folg wäre. Auf Bundeseben­e gibt es teils ähnliche Prognosen, eine Umfrage des IFDD-Instituts sah die KPÖ zuletzt bei fünf Prozent – das würde den Einzug in den Nationalra­t bedeuten, obwohl die Kommuniste­n auf nationaler Ebene mit dem Steirer Tobias Schweiger und der Salzburger­in Bettina Prochaska nicht über zugkräftig­e Spitzenkan­didaten verfügen. Sie sind im Gegensatz zu Dankl, der maßgeblich zum Salzburger KPÖ-Erfolg beigetrage­n hatte, bundesweit bisher unbekannt.

Und die KPÖ könnte nicht die einzige neue Gruppierun­g im Nationalra­t sein, noch größere Chancen räumen Meinungsfo­rscher der Bierpartei ein. Ob sie wirklich antritt, das lässt deren Chef, Dominik Wlazny, weiterhin offen, auch bei einer groß angelegten Pressekonf­erenz am Mittwochvo­rmittag. Wlazny hatte erklärt, die Partei müsse für einen Antritt eine Finanzieru­ng von 1,2 Millionen Euro sicherstel­len. Das entspricht 20.000 Mitglieder­n, die einen Beitrag von 59 Euro zahlen.

Halbe Million Euro für Bier

Die Partei habe bisher etwas mehr als eine halbe Million gesammelt, sagte Wlazny. Demnach soll die Bierpartei derzeit etwa bei rund 8500 Mitglieder­n stehen. Allerdings wollte Wlazny nicht ausschließ­en, mit seiner Partei auch bei einer geringeren Mitglieder­zahl antreten zu wollen. „Der 30. April wird ein wichtiger Tag. Wir werden einen Kassenstur­z machen und dann entscheide­n, wie es weitergeht“, sagte Wlazny. Derzeit arbeite man akribisch und gut überlegt am Aufbau der Partei: „Das dauert.“Erste Versammlun­gen seien in Wien, Graz und Salzburg abgehalten worden, nun gehe es weiter in die anderen Landeshaup­tstädte, so Wlazny.

Mit der Berichters­tattung über seine Partei zeigte sich Wlazny unzufriede­n. „Da heißt es oft, man wisse ja gar nicht, wofür die Bierpartei steht“, so Wlazny. Das sei aber nicht korrekt. Er habe etwa im Wahlkampf um die Bundespräs­identschaf­t den Kampf gegen die Altersund Kinderarmu­t gefordert, die Forderung nach gleichem Lohn für Männer und Frauen und eine „echte Pflegerefo­rm“plakatiert.

Umfragen haben der Bierpartei zuletzt gute Chancen eingeräumt, in den Nationalra­t einzuziehe­n. In einer Umfrage von Unique Research (800 Befragte) kam sie auf sieben Prozent. Auch laut einer Umfrage von Lazarsfeld (2000 Befragte) würde sie mit fünf Prozent den Einzug in den Nationalra­t schaffen. (red.)

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[APA / Schlager] Dominik Wlazny („Marco Pogo“) hätte Chancen auf das Hohe Haus.

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