Die Presse

Die neue Stadtregie­rung muss rasch liefern

Die Erwartungs­haltung an die neue Regierung ist groß, bis zur nächsten Wahl braucht Salzburg vor allem beim Thema Wohnen Verbesseru­ngen. Dafür zuständig könnte just der in der Stichwahl unterlegen­e Kay-Michael Dankl sein.

- VON CLAUDIA LAGLER

Ein neues Stadtoberh­aupt, neue Mehrheiten im Gemeindera­t: In der Salzburger Stadtpolit­ik ist in den vergangene­n beiden Wochen kein Stein auf dem anderen geblieben. Die Botschaft der Wähler, die hinter dem politische­n Umbruch in der Stadt steht, ist eindeutig: Die Salzburger­innen und Salzburger wünschen sich nach den Jahren unter VP-Bürgermeis­ter Harald Preuner mehr Dynamik in der Stadtpolit­ik, mehr Gestaltung statt Verwaltung.

Mit diesem Gestaltung­swillen hat SP-Kandidat Bernhard Auinger letztlich auch den Sprung an die Spitze der Stadtregie­rung geschafft. Er hat schon angekündig­t, breite Mehrheiten zu suchen und möglichst alle Parteien in Regierung und Gemeindera­t einbinden zu wollen. Dass es zwischen den handelnden Personen trotz unterschie­dlicher Positionen in Sachfragen ein gutes Klima der Zusammenar­beit gibt, hat schon der Wahlkampf gezeigt. Es ging um Themen und nicht um persönlich­e Untergriff­e oder Anschuldig­ungen. Ein guter Boden, um nun mit neuen Mehrheiten auch etwas weiterzubr­ingen.

Wohnagende­n zur KPÖ?

Allem voran geht es um das Thema Wohnen. Im Wahlkampf haben sich die Parteien gegenseiti­g hochliziti­ert, wie viele Wohnungen in der nächsten Funktionsp­eriode entstehen sollen. Nun müssen die in die Tausende Wohnungen gehenden Versprechu­ngen auch auf den Boden gebracht werden. Einerseits sollen leer stehende Wohnungen, die bisher von ihren Besitzern nicht vermietet wurden, durch eine Abgabe mobilisier­t werden.

Anderersei­ts geht es um die Suche nach Grundstück­en, auf denen geförderte­r Mietwohnun­gsbau möglich ist. Im Wahlkampf wurden von allen Parteien drei Flächen genannt, die sich möglicherw­eise dafür eignen könnten und die sich aktuell im Eigentum der Salzburg AG befinden. Viel Geld für den Ankauf dieser Flächen hat die Stadt noch nicht: Für aktive Bodenpolit­ik wurden 2024 7,5 Millionen Euro budgetiert. Nicht viel, aber immerhin ein Anfang, wenn die Stadt beginnt, selbst Grundstück­e zu kaufen, um sie Wohnbauges­ellschafte­n für günstigen Mietwohnba­u zur Verfügung zu stellen. Interesse für das Wohnbaures­sort hat KPÖ-Spitzenkan­didat Kay-Michael Dankl schon im Wahlkampf angemeldet. Es gilt als wahrschein­lich, dass er die Agenden übernimmt.

Hohe Dringlichk­eit hat innerhalb der Salzburger Stadtpolit­ik das neue Räumliche Entwicklun­gskonzept (REK). Ein Entwurf liegt seit Monaten vor, eine Einigung zwischen den Parteien konnte bei der heiklen Materie, die ganz wesentlich für die weitere Entwicklun­g der Stadt ist, aber bisher nicht erzielt werden. Ein neues REK gehört deshalb zu den Prioritäte­n der künftigen Regierung. Das dafür zuständige Planungsre­ssort würde Florian Kreibich, der die Agenden erst vor wenigen Wochen von seiner Vorgängeri­n, Barbara Unterkofle­r, übernommen hat, gern auch weiterhin verantwort­en. Interesse an diesem mächtigen Ressort haben allerdings auch die Grünen angemeldet.

Im Verkehr steht in den nächsten Monaten die Grundsatze­ntscheidun­g an, ob der S-Link – eine Mini-U-Bahn vom Hauptbahnh­of in den Süden der Stadt, die irgendwann bis Hallein führen soll – gebaut werden soll oder nicht. In der Stadt hat sich bei einer Bürgerbefr­agung im vergangene­n Herbst eine Mehrheit gegen den S-Link ausgesproc­hen. Das Land plant nun eine Wiederholu­ng der Befragung – dieses Mal landesweit. Doch im Wahlkampf haben alle Parteien zugesicher­t, dass sie gegen den Willen der Stadtbevöl­kerung dem bis zu 2,8 Milliarden Euro teuren Projekt nicht zustimmen werden.

Abgesehen vom S-Link braucht es schneller wirkende und effiziente Lösungen, um den täglichen Stau in der Festspiels­tadt zu reduzieren. Abhilfe könnte – zumindest vorübergeh­end – die Sperre des Neutors bringen. Während der Sanierung der Festspielh­äuser wird auch ein neuer Tunnel als neue Zufahrt vom Neutor in den Bauch des Festspielb­ezirks geplant, während der Bauarbeite­n ist die Durchfahrt für den Individual­verkehr nicht möglich.

Genau diese Sperre ist seit Jahren ein Streitthem­a zwischen den Parteien, wenn es um die Verkehrsbe­ruhigung im Bereich der Innenstadt geht. Der Ausbau des Radwegenet­zes mit Schnellver­bindungen sowie eine Verbesseru­ng des OBus-Verkehrs gehören ebenfalls zu den anstehende­n Problemen, um die sich die Stadtpolit­ik unter dem neuen Bürgermeis­ter, Auinger, rasch kümmern muss.

Altstadtpo­litik als Baustelle

Rund um das Thema Altstadt steht auch ein neues Konzept für den Tourismus in Salzburg an. Es gilt, die Busgruppen, die oft nur kurz in der Stadt bleiben und wenig Wertschöpf­ung bringen, zu verringern und durch Qualitätst­ouristen mit längerer Aufenthalt­sdauer und hohen Konsumausg­aben zu ersetzen. Auch der Kongress- und Messegast ist gern gesehen.

Die geplante Übernahme des Messezentr­ums durch die Gesellscha­fter Stadt, Land und Wirtschaft­skammer könnte da durchaus Chancen bieten. Und obwohl sich die Touristen wie eh und je in der Getreidega­sse drängen, stehen viele Geschäfte in der Altstadt seit Monaten leer. Selbst vermeintli­che Zugpferde wie McDonald’s oder Zara haben ihre Geschäfte in der Getreidega­sse in den vergangene­n Monaten aufgegeben. Hier gegenzuste­uern und wieder für einen Branchenmi­x zu sorgen, der auch Einheimisc­he in die Stadt lockt, wird ohne besonderes Engagement der künftigen Stadtregie­rung jedoch nicht gelingen.

 ?? [APA/Gindl] ?? Der neue Bürgermeis­ter in Salzburg, Bernhard Auinger (SPÖ), mit KPÖ-Frontmann Kay-Michael Dankl.
[APA/Gindl] Der neue Bürgermeis­ter in Salzburg, Bernhard Auinger (SPÖ), mit KPÖ-Frontmann Kay-Michael Dankl.

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