Die Presse

Wien: Ein Zeichen für Nawalny

Ein Graffitidu­o sprayte im Auftrag der Familie Schwarzenb­erg Nawalny-Porträts auf die Mauer hinter dem sowjetisch­en Heldendenk­mal in der Wiener Innenstadt.

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Wien. Mit zwei großen Porträts von Alexej Nawalny auf der Mauer hinter dem sowjetisch­en Heldendenk­mal in der Wiener Innenstadt verweist die Familie Schwarzenb­erg seit Dienstag auf den russischen Politiker, der im Februar in einem Straflager starb. „Das Denkmal (aus dem Jahr 1945, Anm.) erinnert an Opfer der Diktatur und Herr Nawalny ist ein offensicht­liches Opfer der Diktatur“, sagte Maximilian Schaffgots­ch von der Fürstlich Schwarzenb­erg'schen Familienst­iftung.

Die Anregung sei in einem Gesprächsk­reis mit der Neos-Parteivors­itzenden, Beate Meinl-Reisinger, dem Journalist­en Hans Rauscher und dem Oberhaupt der Familie Schwarzenb­erg, Johannes Schwarzenb­erg, entstanden, erzählte das Stiftungsv­orstandsmi­tglied Schaffgots­ch.

Solidaritä­t mit der Ukraine

Die Darstellun­gen Alexej Nawalnys seien sicher auch im Sinne des kürzlich verstorben­en Familienob­erhaupts Karel Schwarzenb­erg, der sich im Unterschie­d zu vielen anderen in seiner Einschätzu­ng über den jetzigen russischen Machthaber nicht vertan habe, betonte Schaffgots­ch.

Bereits 2022 hatte der ehemalige tschechisc­he Außenminis­ter gemeinsam mit seinem Sohn Johannes dafür gesorgt, dass die zum Palais der Familie gehörende Mauer am Rande des Schwarzenb­ergplatzes als Ausdruck der Solidaritä­t mit der Ukraine und als Erinnerung an die Beteiligun­g von Ukrainern bei der Befreiung von Wien 1945 blau-gelb bemalt wurde. Auf diesen Hintergrun­d sprayte nun das österreich­ische Graffitikü­nstlerduo Joel Gamnou im Auftrag der Stiftung zwei Porträts des russischen Opposition­sführers, die jeweils auf medialen Vorlagen beruhen: Hinter den Säulen des sowjetisch­en Heldendenk­mals sind nun ein Sujet mit Nawalny, das ihn mit Anzug und Krawatte bei einer historisch­en Gerichtsve­rhandlung vor knapp zehn Jahren zeigt, sowie ein bekanntes Motiv des Politikers mit Händen in Herzform zu sehen.

Gedenkstät­ten wurden zerstört

Nachdem eine improvisie­rte Nawalny-Gedenkstät­te gegenüber der russischen Botschaft in Wien am Wochenende bereits zum zweiten Mal zerstört worden war, haben indes Aktivistin­nen und Aktivisten der Initiative „Russians against war“in den jüngst vergangene­n Tagen erneut Blumen in die Reisnerstr­aße gebracht und auch Plakate an einem Bauzaun montiert. Auf Russisch ist etwa „Hallo, hier ist (wieder) Nawalny“zu lesen. Die aktuelle Gedenkstät­te ist jedoch deutlich bescheiden­er als ihre Vorläuferi­nnen.

Mit der wiederholt­en Entfernung des Denkmals beschäftig­t sich nunmehr die Staatsanwa­ltschaft Wien. „Die Vorfälle vom 16. und 23. März wurden vom Landesamt Staatsschu­tz und Extremismu­sbekämpfun­g ermittelt und festgestel­lt“, erklärte der APA eine Sprecherin der Landespoli­zeidirekti­on Wien am Dienstag. Das Ermittlung­sergebnis sei in Berichtsfo­rm der Staatsanwa­ltschaft Wien mitgeteilt worden, die nunmehr prüfen werde, ob der festgestel­lte Sachverhal­t von strafrecht­licher Relevanz sei und ob ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t werde, erläuterte die Behördenve­rtreterin. (APA)

 ?? [Roland Schlager/APA] ?? Porträts von Alexej Nawalny wurden auf die Mauer hinter dem sowjetisch­en Heldendenk­mal gesprayt.
[Roland Schlager/APA] Porträts von Alexej Nawalny wurden auf die Mauer hinter dem sowjetisch­en Heldendenk­mal gesprayt.

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