Friedensmarsch mit Botschaft des Oberbefehlshabers
Van der Bellen spricht per Video bei einem Friedensfest, das Abrüstung fordert. Veranstalter rechnen mit 10.000 Teilnehmern.
Wien. Seit einem halben Jahr bereitet sich Isabella Haschke auf den Ostermontag vor. Da findet erstmals das Peacewave-Festival statt, das die 42-jährige Ärztin und Obfrau des Vereins Wandern für den Frieden mitorganisiert. Die Teilnehmer wollen von Schwechat bis zum Heldenplatz gehen, inspiriert von den Ostermärschen gegen atomare Bewaffnung in den Sechzigern und dem Lichtermeer gegen Fremdenhass in den Neunzigern. Mit Lichtern wollen sie jene „Menschen sichtbar machen, die sich Frieden wünschen“. Gefordert werden Waffenstillstände und Friedensverhandlungen auf der ganzen Welt.
Dafür wurden einige Fürsprecher angeworben – sogar der Dalai Lama schickte einen Brief. Auf einer Leinwand soll eine Videogrußbotschaft des Staatsoberhauptes, Alexander Van der Bellen, abgespielt werden. Sein Auftritt ist bemerkenswert: Van der Bellen ist als Bundespräsident auf dem Papier der Oberbefehlshaber des österreichischen Bundesheeres. Eine öffentliche Forderung des Peacewave-Festivals ist, dass Geld nicht in Waffen, sondern Umweltschutz und das
Sozialsystem fließen soll. Diese richtet sich laut Peacewave-Organisatorin Haschke auch an das Bundesheer, das derzeit mehrere Milliarden Euro für Rüstungskäufe einplant.
Nationalflaggen nicht erwünscht
„Ja, ich würde mir wünschen, dass er das stoppt“, sagte Haschke auf Nachfrage der „Presse“, ob die Forderung nach einem Aus von Waffenkäufen auch an Van der Bellen gerichtet ist. 10.000 Teilnehmer sind für die Versammlung angemeldet, Nationalflaggen nicht erwünscht, man sei überparteilich.
„Der Bundespräsident steuert zu dem Friedensmarsch eine Videobotschaft bei – mit der Botschaft, dass Freiheit und Demokratie immer wieder aufs Neue verteidigt werden müssen“, heißt es aus der Präsidentschaftskanzlei. Den Wunsch nach Abrüstung will man nicht kommentieren. Van der Bellen hatte schon vor dem Ukraine-Krieg gedrängt, die Gelder fürs Bundesheer deutlich zu erhöhen. In der Frage, wie der Weg zum Frieden aussehen soll, sind sich Aktivisten und Bundespräsident offenbar uneins. (zot)