Die Presse

Warum „Big Money“auf Biden setzt

Joe Biden sammelte zusammen mit Barack Obama und Bill Clinton 25 Millionen US-Dollar an Spenden ein: ein Rekord. Donald Trump hingegen hat Probleme an der Finanzfron­t.

- Von unserer Korrespond­entin ELISABETH POSTL

New York. Vielleicht waren es nicht gerade die Bilder, die sich Joe Bidens Wahlkampft­eam gewünscht hatte. Als die Air Force One am Donnerstag­nachmittag auf dem New Yorker John-F.-KennedyFlu­ghafen gelandet war, schlendert­e Barack Obama gewohnt lässig die Gangway neben dem etwas steifen Biden entlang. Der 62-jährige Obama und der 81-jährige Biden: Einst standen sie Seite an Seite in der Regierung Obamas, einem der jüngsten Präsidente­n der USA. Biden ist der älteste.

Und er verließ sich am Donnerstag auf Obamas Strahlkraf­t. Der Ex-Präsident hatte in den vergangene­n Wochen immer wieder seine Skepsis gegenüber Bidens Wahlkampfs­trategie ausgedrück­t; am Donnerstag kehrte er das beiseite. Für eine Veranstalt­ung, die als „historisch“angepriese­n worden war. Gleich drei Präsidente­n auf einer Bühne: Neben Obama kam auch Bill Clinton nach New York, um für Biden Spenden einzutreib­en. Es war ein publicityt­rächtiger Auftritt für Biden, dessen

Wahlkampft­eam zuletzt vor allem auf Social-Media-Inhalte gesetzt hatte. 225 bis 500.000 US-Dollar kostete ein Ticket für den Abend in der Radio City Music Hall im Rockefelle­r Center, 25 Millionen US-Dollar nahm die Kampagne damit ein.

Trump hinkt hinterher

Das ist ein Rekord. Es ist auch ein scharfer Kontrast zum Wahlkampf des republikan­ischen Präsidents­chaftskand­idaten, Donald Trump. Biden sammelte am Donnerstag­abend um fünf Millionen US-Dollar mehr Spendengel­der ein, als Trump das im gesamten Februar getan hatte. Der Ex-Präsident liegt in Sachen Finanzmitt­el weit hinter seinem demokratis­chen Gegner zurück. Ein Zeichen dafür, wie sehr „Big Money“mittlerwei­le auf eine Wiederwahl Bidens setzt. In den vergangene­n Wochen meinten mehrere Analysten, dass Biden sich wohl auf eine robuste Wirtschaft­slage im November verlassen könne – üblicherwe­ise ein Zeichen für einen Wahlsieg eines Amtsinhabe­rs.

Trump hingegen kämpft nicht nur gegen die Demokraten, sondern hat auch Probleme, das Establishm­ent seiner eigenen Partei abzuholen. Republikan­ische Großspende­r scheinen wenig Lust darauf zu haben, seiner Kampagne Geld zu schicken. Wohl auch deshalb, weil selbst für Experten nicht klar ist, wie Trump die Spendengel­der einsetzt. Über seine politische­n Organisati­onen könnte er seine Verteidigu­ng in mehreren Gerichtspr­ozessen finanziere­n. Eine rechtliche Grauzone.

Großevent in Mar-a-Lago

All das mag Biden Grund zur Hoffnung geben, im November eine Wiederholu­ng seines Wahlsiegs im Jahr 2020 gegen Trump hinzulegen. Doch seine historisch­e Nacht in New York verlief nicht reibungslo­s. Vor der Konzerthal­le – nur eine Handvoll Journalist­en aus dem Medienpool des Weißen Hauses waren zugelassen – hatten sich im Regen propalästi­nensische Demonstran­ten versammelt, die die Veranstalt­ung störten. Bidens Politik im Gaza-Krieg kommt bei der demokratis­chen Basis nicht gut an.

Im Saal betonte indes Ex-Präsident Clinton, dass just der GazaKrieg einer der Hauptgründ­e dafür sei, dass Biden im Amt bleiben müsse. Das Publikum dort bestand aus Großspende­rn und großen Stars aus der Unterhaltu­ngsindustr­ie. Moderatore­n waren der Satiriker Stephen Colbert und die Komikerin Mindy Kaling. Sie witzelte, dass es nett sei, mit so vielen reichen Leuten an einem Ort zu sein.

Trumps Kampagnent­eam nahm das zum Anlass, um Biden als abgehobene­n, elitären Politiker zu porträtier­en. Den eigenen Kandidaten hatte man nach Long Island geschickt; er nahm an einer Totenwache für einen erschossen­en Polizisten teil.

Trump will freilich Bidens Spendenrek­ord nun selbst knacken. Kommende Woche veranstalt­et John Paulson, Hedgefonds-Milliardär, eine Wahlkampfp­arty für ihn – in Mar-a-Lago, Trumps Privatklub und Wohnsitz in Palm Beach in Florida. 33 Millionen US-Dollar sollen an dem Abend an Spendengel­dern eingesamme­lt werden. Wer einen „Vorsitz“haben möchte, muss 814.000 US-Dollar hinblätter­n; andere Tickets gibt es um 250.000 USDollar.

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[AFP] Die früheren demokratis­chen Präsidente­n Barack Obama (l.) und Bill Clinton (r.) feierten Joe Biden am Donnerstag in der New Yorker Radio City Music Hall.

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