ORF-Gehälter: Die Angst vor der Neiddebatte
Die Namen der ORF-Topverdiener werden veröffentlicht. Die FPÖ wird das für einen Angriff nützen.
Bis Ende März muss der ORF jene Topverdiener namentlich nennen, die mehr als 170.000 Euro im Jahr verdienen. Erst am Ostersonntag, auf den letzten Drücker, will der ORF die Liste an das Bundeskanzleramt übermitteln. Veröffentlicht wird sie am Dienstag. Die FPÖ will sich schon früher darum bemühen. Gut möglich, dass die Namen vorab geleakt werden. Die FPÖ poltert ja seit Monaten gegen die „Zwangsgebühr“und will die ORF-Redaktion an die Kandare nehmen. Sie wird die Liste als Waffe gegen den ORF einsetzen. Aber auch andere werden die Neiddebatte schüren.
Dennoch: Was ist so schlimm daran, Spitzengehälter zu veröffentlichen? Die ARD tut es. Die BBC seit 2017. In beiden Fällen liegt die Grenze ebenfalls bei 170.000 Euro im Jahr. Bei der BBC zeigte sich 2017, dass zwei Drittel der Topverdiener Männer waren. Der bestverdienende Mann kam auf 2,5 Millionen Euro im Jahr – bei den Frauen waren es nur 550.000 Euro. Mittlerweile haben sich die Gehälter angeglichen: Im Sommer 2023 lag das Verhältnis bei 1,59 zu 1,16 Mio. Euro.
Von solchen Gehältern kann man im ORF freilich nur träumen. Etwa 60 Personen werden auf der Liste stehen – überwiegend Männer. Anzunehmen ist, dass sich auch der ORF in Richtung finanzielle Gleichstellung bewegen wird (müssen). Bestverdiener soll übrigens der langjährige Unternehmenssprecher Pius Strobl sein, der zuletzt den Um- und Neubau des ORF-Campus gemanagt hat und deutlich mehr verdient als ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Mehr als dieser bekommt auch Ö3-Moderator Robert Kratky. Auch „ZiB 2“-Anchor Armin Wolf wird auf der Liste stehen. Im ORF gilt die Faustregel: je älter der Vertrag, desto teurer. Mittlerweile wurden die Gehälter abgespeckt.
Jetzt fürchten Topverdiener, „an den Pranger gestellt“zu werden, und sorgen sich wegen der zu erwartenden Neiddebatte. Sie könnten sich aber auch hinstellen und sagen: Ich bin es wert. In Österreich fehlen solche Rolemodels. Die Regelung ergibt jedenfalls Sinn. Nicht nur im Sinne der Gleichstellung, sondern auch im Sinne der Beitragszahler. Sie haben ein Recht zu erfahren, was mit ihrem Geld passiert. Und wenn man Gehälter öffentlich diskutieren muss, werden hoffentlich nur jene ein Topgehalt bekommen, die es auch verdienen.