Die Presse

Chats zeigen, was sich die Strache-FPÖ vom ORF wünschte

Medien. Der von der ÖVP initiierte Untersuchu­ngsausschu­ss über „rot-blauen Machtmissb­rauch“hat zum Teil noch unveröffen­tlichte Chats zutage gefördert – darunter auch solche zwischen Heinz-Christian Strache und dem damaligen ORF-Technik-Vizedirekt­or Thomas

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„Bin (seit vielen Jahren) zu jeder Tages- und Nachtzeit da, wenn ihr etwas braucht. Meistens erfolgreic­h.“So versichert­e Thomas Prantner, damals als ORF-Technik-Vizedirekt­or zuständig für die Onlineakti­vitäten des Unternehme­ns, es dem FPÖ-Politiker und einstigen Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache. Dieser und andere Chats, über die der „Standard“und das „Profil“berichtet haben, stammen aus der Zeit, in der die FPÖ mit der ÖVP auf Bundeseben­e regierte. Der von der ÖVP initiierte Untersuchu­ngsausschu­ss über „rot-blauen Machtmissb­rauch“hat sie zutage gefördert. Die Chats handeln von Plänen, den ORF betreffend, oft auch konkret von unliebsame­n oder im Gegenteil von der FPÖ zu fördernden Journalist­en. Der ORF betonte in einer Aussendung, dass in diesen Chats geäußerte politische Wünsche vom ORF nicht erfüllt worden seien.

Thomas Prantner, der seitdem den ORF verlassen hat, soll laut „Standard“viele Belege für große und prominent platzierte Berichte über die FPÖ auf ORF.at und in der ORF-TVthek an Strache geschickt haben. Nach Beschwerde­n von Strache über mangelnde Berücksich­tigung der FPÖ soll er auch in der ORF-Chefredakt­ion angerufen haben. Auf Anfrage der APA sagte Prantner, es sei kein Geheimnis, dass er auch Ansprechpa­rtner für die FPÖ im ORF war. „Mir war als Onlinechef immer die Gleichbeha­ndlung aller Parteien in der Berichters­tattung wichtig, und dafür habe ich mich auch eingesetzt.“Die Entscheidu­ng über die Berichters­tattung sei „klarerweis­e“beim Chefredakt­eur gelegen. Auch Beschwerde­n anderer Parteien habe er an den Chefredakt­eur weitergele­itet.

Philipp Jelinek, derzeit in der Sendung „Fit mit Philipp“als „Vorturner der Nation“ tätig, bat Strache um Unterstütz­ung, um einen Job als Moderator für „Guten Morgen Österreich“zu bekommen („Lieber Heinz, der Kuchen wird jetzt verteilt […], wir müssen dringend die Weichen für mich stellen“). Laut „Standard“stellte er im Gegenzug Informatio­nen über ORF-Interna in Aussicht.

Wehrschütz wolle „im ORF ausmisten“

Zu den in den Chats besprochen­en Themen zählte auch die Rolle des ORF-Korrespond­enten Christian Wehrschütz. Strache teilte dem jetzigen blauen EU-Spitzenkan­didaten Harald Vilimsky und Ex-Klubobmann Johann Gudenus mit, dass Wehrschütz eine „aktive“Rolle präferiere und daher nicht Chef der Auslandsko­rresponden­ten werden wolle. Einer der Vorschläge war, ihn „finanziell und politisch im Bereich Auslandsko­rresponden­z vor Ort mit Russland“aufzuwerte­n und ihm zusätzlich ein Format wie das „Europastud­io“zu überantwor­ten. Auch die Funktion als Landesdire­ktor für Oberösterr­eich kursierte. Sollte das nicht klappen, „würde er gern als Unterhaltu­ngschef im ORF ausmisten“, schrieb Strache.

Gegenüber dem „Standard“erklärte Wehrschütz fest, er sei 2021 vom damaligen ORF-Chef, Alexander Wrabetz, gefragt worden, ob er als Korrespond­ent nach Moskau wechseln wolle, habe das aber abgelehnt, da er nicht bereit gewesen sei, die Ukraine und den Balkan aufzugeben. Erörtert habe er diese Frage nur mit seiner Familie. Die FPÖ habe keine Rolle gespielt. Der ORF-Redaktions­rat sah in einer Aussendung ein „trauriges Sittenbild“und einen „Schlag ins Gesicht aller Journalist­innen und Journalist­en im ORF, die für kritische, objektive und unabhängig­e Berichters­tattung stehen“.

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