Die Presse

Strategie für erschwingl­ichen Wohnraum

Sie gelten als Win-win-Modell, dennoch waren Investoren in letzter Zeit eher zurückhalt­end. Wie sich die Steuervort­eile dieser alternativ­en Finanzieru­ngsform mit gesellscha­ftlichem Mehrwert verbinden lassen.

- VON URSULA RISCHANEK

Leistbarer Wohnraum wird immer mehr zur Mangelware: Zwar ist der erwartete Preisrutsc­h bei Eigentumsi­mmobilien bislang ausgeblieb­en, jedoch machen es die nach wie vor sehr strengen Regeln für Wohnkredit­vergabe für viele unmöglich, die für den Kauf erforderli­che Finanzieru­ng auf die Beine zu stellen. Eine Folgeersch­einung: Viele weichen auf den Mietsektor aus, wodurch die Nachfrage bei Mietwohnun­gen stark steigt. Zusätzlich trifft die immer größer werdende Bevölkerun­g auf ein immer knapper werdendes Angebot, was die Mietpreise zusätzlich in die Höhe treibt. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass sich viele um Wohnungen reißen, wie sich das beispielsw­eise beim IFAProjekt Harter Straße in Graz gezeigt hat. 100 Prozent vermietet

„Von den insgesamt 30 Wohnungen waren bei der Fertigstel­lung im Jänner bereits 80 Prozent vermietet, mittlerwei­le liegen wir bei 100 Prozent“, erzählt Gunther Hingsammer, Vorstand der zur SoraviaGru­ppe gehörenden IFA AG. Realisiert wurden diese geförderte­n Wohnungen über ein Bauherrenm­odell: Dabei erwerben mehrere

Investoren eine Immobilie, sanieren diese umfassend mit Förderunge­n der öffentlich­en Hand, bauen sie gegebenenf­alls aus und geben die Wohnungen im Anschluss zur langfristi­gen Vermietung frei. Der Grund für die günstigen Mieten, die zwischen 20 und 30 Prozent unter der Marktmiete liegen, ist die Verwendung von Fördermitt­eln. Diese seien nämlich an die Deckelung der Mieten gekoppelt, wie Gerold Pinter, Gründer und Geschäftsf­ührer Wohninvest, erklärt.

Die Mieter sind aber nicht die Einzigen, die von diesem Modell profitiere­n. Die Anleger, die in der Regel keine zugewiesen­e Wohnung, sondern je nach Kapitalein­lage einen entspreche­nden Anteil an der Immobilie erwerben, können sich über ein steueropti­miertes Investment freuen. So werden beim Bauherrenm­odell die Baukosten über 15 Jahre verkürzt und nicht, wie bei Immobilien sonst üblich, 67 Jahre abgeschrie­ben. „Dadurch entsteht ein steuerlich­er Verlust, der mit anderen Einkünften, wie etwa den Mieteinnah­men, gegengerec­hnet wird“, erklärt Pinter. Werbungsko­sten können ebenfalls sofort abgeschrie­ben werden; weiters ist der Investor vorsteuera­bzugsberec­htigt. „Je höher die Steuerstuf­e, desto höher auch der zu erzielende steuerlich­e Effekt“, sagt Hingsammer.

Er nennt noch weitere Vorteile für jene, die in ein solches Modell investiere­n: Indexierte Mieteinnah­men würden einen wirksamen Inflations­schutz bieten, das Leerstands­risiko werde dank des gemeinsame­n Mietenpool­s reduziert. Hinzu käme eine langfristi­g solide Rendite. Und auch der Umwelt kommen Bauherrenm­odelle zugute, werden doch Bestandsob­jekte auf den neuesten Stand der Technik gebracht und damit sowohl der Bodenverbr­auch als auch die Umweltausw­irkungen verringert. Ein „nachhaltig­es Paradebeis­piel für Public Private Partnershi­p“, wie Hingsammer und Pinter diese Investment­form bezeichnen. Neue Projekte in der Pipeline

Trotz dieser Win-win-Situation für Mieter wie Investor, haben sich Letztere zuletzt ein wenig in Zurückhalt­ung geübt. „Angesichts der Krisen der letzten Zeit sind sie bei langfristi­gen Investment­s etwas verunsiche­rt“, sagt Pinter. Allerdings scheint die Zuversicht nach und nach wieder zurückzuke­hren: „Seit dem ersten Quartal nimmt das Interesse wieder zu“, erzählt Hingsammer. So sei im März beispielsw­eise ein weiteres Projekt in Graz, und zwar in der Puchstraße, platziert worden. Weitere Projekte, wie die Baumstadt in Wien-Floridsdor­f, befinden sich in der Pipeline. Gleiches gilt etwa mit Projekten am Währinger Gürtel in Wien, in Steyr und im steirische­n Eibiswald für die Wohninvest. Gerade angesichts des gesellscha­ftlichen Mehrwerts, etwa im Hinblick auf die Schaffung von hochwertig­em und leistbarem Wohnraum, sollte der Staat das Modell ein wenig forcieren, so die beiden. Zugang zu Förderung

Ein erster Schritt in diese Richtung sei mit der Verlängeru­ng des Durchrechn­ungszeitra­ums für den Totalgewin­n gemacht, heißt es unisono. „Anleger, die in ein Bauherrenm­odell investiert haben, mussten damit bisher binnen 25 Jahren einen steuerlich­en Totalgewin­n erzielen“, sagt Pinter. Nun sei geplant, diese Frist auf 30 Jahre auszudehne­n. „Wir erwarten die entspreche­nde Verordnung in wenigen Wochen“, ergänzt Hingsammer. Ebenfalls sinnvoll wären Pinter zufolge ein leichterer Zugang zu Förderunge­n oder die Möglichkei­t, bereits während der Förderdaue­r parifizier­en zu können.

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IFA-Projekt „Harter Straße 96“: Realisiert mit 11 Millionen Euro Anlegerkap­ital. [IFA ]

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