Die bemerkenswerte Osterwoche des Papstes
Seit Wochen kämpft Franziskus gegen einen Infekt. Termine in der Osterwoche nahm er jedoch wahr.
Ostern ist für das Oberhaupt der katholischen Kirche – abgesehen von päpstlichen Reisen – wohl die anstrengendste Zeit im Jahr. Dennoch: Während er am Ostermontag vom Fenster des apostolischen Palastes aus das Regina-Caeli-Gebet auf den regnerischen Petersplatz in Rom sprach, wirkte Papst Franziskus nahezu locker und gelassen. Der 87-Jährige sprach mit fester Stimme und winkte froh den Gläubigen zu.
Dabei war die Osterwoche in Rom geprägt von der Frage: Wie geht es dem Papst? Seit Wochen hat er erneut mit einem Infekt der Atemwege zu kämpfen. Immer wieder läßt er Predigten und Ansprachen stellvertretend von Mitarbeitern vorlesen. Am Palmsonntag dann hatte Franziskus während der Messe auf dem Petersplatz seine Predigt überraschend gar nicht gehalten. Eine offizielle Erklärung dazu gab es aus dem Vatikan nicht.
Auch wenn sie mit Fragezeichen startete: Die Osterwoche des Papstes war rückblickend durchaus bemerkenswert. Nur die überraschende Absage seiner Teilnahme am traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom ließ noch einmal kurz Zweifel aufkommen. Die Erklärung aus dem Vatikan: reine Vorsichtsmaßnahme.
„Klerikale Unaufrichtigkeit“
Die anderen Termine der Osterwoche absolvierte Franziskus – und setzte teils starke Zeichen. Am Gründonnerstag wusch er im römischen Gefängnis Rebibbia 12 weiblichen Gefangenen die Füße. Es war das erste Mal, dass ein Papst diese traditionelle Geste der Demut ausschließlich Frauen zukommen ließ. 2016 hatte Franziskus das Ritual offiziell auch für Frauen geöffnet. Während seine Vorgänger das Ritual an Priestern durchführten, vollzieht Franziskus es von Beginn seines Pontifikats an meistens in Gefängnissen. Und folgt damit selbst seiner eigenen Aufforderung, an „die Ränder der Welt“zu gehen.
Wenige Stunden zuvor hat Franziskus die Chrisammesse im Petersdom gehalten: 22 Minuten, die es in sich hatten. Er rief den rund 1500 Priestern und Bischöfen zu, sie mögen die Reue wieder entdecken, kritisierte eine „klerikale Unaufrichtigkeit, in die wir oft abrutschen“, appellierte an Barmherzigkeit und prangerte „Egoismus“, „Schuldzuweisungen“und „Starrheit“an. Es ist nicht das erste Mal, dass Franziskus den Klerikalismus beanstandet. Im Oktober geht in Rom die Weltsynode zu Ende, in der auf sein Geheiß hin Bischöfe, Laien und auch Frauen über neue Strukturen und Umgangsformen innerhalb der Kirche diskutieren.
Auch wenn er selbst nicht teilnahm: Die Texte, die am Abend des Karfreitags zu den 14 Stationen des
Kreuzweges vorgelesen wurden, hat Papst Franziskus zum ersten Mal während seines Pontifikats persönlich verfasst. Allerdings lag deren Fokus auf dem Leiden und Sterben Jesu und ließ aktuelle Geschehnisse größtenteils außen vor.
Die fanden ihren Platz dafür prominent in der Osteransprache, die ein eindringlicher Friedensappell war. Franziskus ging auf den Krieg in der Ukraine ein und forderte die „Achtung der Grundsätze des Völkerrechts“. Auch forderte er einen garantierten Zugang für humanitäre Hilfe nach Gaza, „sowie die sofortige Freilassung der am 7. Oktober entführten Geiseln und einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen“. Immer wieder hatte es in den vergangenen Wochen Kritik gegeben, der Papst äußere sich nicht klar genug zum Nahost-Konflikt und verheddere sich in seinem Anspruch, den Opfern auf allen Seiten gerecht werden zu wollen.