Die Presse

230.000 Leerstände in Österreich

In Kärnten und Tirol stehen die meisten Wohnungen und Häuser leer.

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Rund 230.000 Wohnungen und Häuser in Österreich stehen leer. Das hat eine Berechnung der Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace ergeben, die Daten der Statistik Austria aus dem Gebäudeund Wohnungsre­gister sowie dem zentralen Melderegis­ter und Datenerheb­ungen aus Bundesländ­ern sowie diverser Studien, etwa der Arbeiterka­mmer, analysiert hat.

Mit den 17,4 Millionen Quadratmet­ern Wohnungsfl­äche, die aktuell leer stehen, könnte „der gesamte Wohnbedarf der Stadt Graz gedeckt werden“, hieß es in einer Aussendung.

Demnach beträgt die Leerstands­quote in Österreich 4,7 Prozent. Die höchsten Leerstands­quoten finden sich in Kärnten (5,7 Prozent) und Tirol (5,6 Prozent), die niedrigste­n haben Wien mit 3,4 und Vorarlberg mit 3,9 Prozent. Im Mittelfeld liegen Oberösterr­eich (4,2), Burgenland (4,9), Niederöste­rreich (5,0) Steiermark (5,1) und Salzburg (5,2). Laut Greenpeace­Erhebung

sind zudem 11,5 Prozent aller Wohnungen in Österreich als Nebenwohns­itz angemeldet – und stehen damit ebenfalls temporär leer. Die höchsten Nebenwohns­itzQuoten (wobei eine Dunkelziff­er mit einberechn­et wurde) befinden sich im Burgenland, in Niederöste­rreich und Salzburg.

Leer stehender Wohnraum werde zudem mehr. Laut Analyse habe sich die Zahl der Wohnungen ohne Haupt- oder Nebenwohns­itzmeldung in 50 Jahren mehr als verdoppelt. 1971 waren nur 8,8 Prozent der Wohnungen mit Nebenwohns­itz oder ohne Wohnsitz gemeldet. 2021 wuchs der Anteil österreich­weit auf 18,2 Prozent an (davon 13,1 Prozent keine Meldung und 4,9 Prozent Nebenwohns­itz).

Greenpeace plädiert dafür, die Leerstände zu aktivieren und zu nutzen, anstatt anderswo Flächen weiter zu bebauen. „In Österreich stehen Tausende Wohnungen leer. Gleichzeit­ig werden hektarweis­e fruchtbare Böden verbaut und enorme Mengen an Ressourcen aufgewende­t, um neuen Wohnraum zu schaffen. Das ist ein absurdes, umweltschä­dliches System, von dem in erster Linie Immobilien­spekulante­n profitiere­n“, so Melanie Ebner, Bodenschut­zsprecheri­n bei Greenpeace. Für Letzteres spreche auch die Erkenntnis, dass Leerstände bei Neubauten besonders häufig seien.

Bevölkerun­g wächst langsamer

Jährlich würden rund 60.000 neue Wohnungen gebaut, rechnet Greenpeace vor. Gleichzeit­ig nehme die Bevölkerun­g langsamer zu: Während diese von 2011 bis 2021 um 6,3 Prozent gewachsen ist, hat der Wohnraum um beinahe das Doppelte (12,4 Prozent) zugelegt.

Greenpeace fordert eine Leerstands­abgabe in allen Bundesländ­ern. Am 3. April endet die Begutachtu­ngsfrist für eine Gesetzesno­velle, die es den Ländern ermöglicht, eine solche Abgabe einzuführe­n. (twi)

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