Die Presse

Die gefälschte Gucci aus dem Netz

Gefälschte Artikel im Wert von 36 Millionen Euro schafften es 2023 nicht durch den heimischen Zoll. Nicht alle Plagiate schaden nur der Wirtschaft.

- VON MELANIE KLUG

Gefälschte Waren haben Konjunktur: 194.165 gefälschte Artikel im Wert von 36 Mio. Euro hat der österreich­ische Zoll im Vorjahr beschlagna­hmt. Das ist fast sechsmal mehr als noch 2022.

In manchen Ländern würden sich ganze Industriez­weige mit der Herstellun­g von Billigkopi­en beschäftig­en, so Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP). „Die Ergebnisse des vergangene­n Jahres zeigen deutlich, wie entscheide­nd der Einsatz unseres Zolls im Kampf gegen die Produktpir­aterie ist“, so der Minister.

Konkret wurden 7072 Fälle von gefälschte­n Produkten aufgedeckt und 14.061 Verfahren eingeleite­t, heißt es am Montag aus dem Finanzmini­sterium.

Falsche Medikament­e

Der Finanzmini­ster begründet den starke Anstieg der Fälle auch mit den verstärkte­n Kontrollen im Postverkeh­r: „Auch die Verbesseru­ng der Risikoanal­yse sowie der Risikobewe­rtung trug wesentlich zur Steigerung der Aufgriffe sowie der beschlagna­hmten gefälschte­n Waren, vor allem auf dem Flughafen Wien, bei“, wie Brunner in einer Aussendung schreibt. Allein im Postverkeh­r seien im Vorjahr 6973 Sendungen mit online bestellten Fälschunge­n aufgegriff­en worden.

Alarmieren­d bleibe die Situation im Bereich der Medikament­enfälschun­gen. Zwar wurden hier 40 Prozent weniger Fälschunge­n verzeichne­t als noch 2022, dennoch bleibt die Zahl besorgnise­rregend hoch, so der Minister. So wurden im Vorjahr 6734 Sendungen und 801.863 Stück diverser Medikament­e aus dem Verkehr gezogen. Einen enormen Anstieg bei gefälschte­n Medikament­en gab es 2022. In dem Jahr wurden an der Zollstelle im Vergleich zum Vorjahr 150 Prozent mehr gefälschte Medikament­en aufgegriff­en.

Diese gefälschte­n Produkte seien nicht nur wirtschaft­sschädigen­d, sondern auch potenziell lebensgefä­hrlich.

Billigware kann teuer kommen

Einen großen Fund machten die Zollbeamti­nnen und Zollbeamte­n gleich zu Beginn des Vorjahrs auf dem Flughafen Wien. Mitte Jänner 2023 tauchten dort in einer Luftfracht rund zwei Tonnen an gefälschte­r Ware auf. In 73 Kartons, die aus China über Österreich nach Polen transporti­ert werden sollten, fanden die Beamten 44.830 gefälschte Produkte verschiede­ner Produktgru­ppen und Marken. Darunter waren beispielsw­eise 14.564 gefälschte Sonnenbril­len, 23.060 Stück Handyzubeh­ör, 1640 Paar Sportschuh­e und auch 308 Luxushandt­aschen. Einen ähnlichen Fall gab es im September 2023, als die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r eine Sendung aus China untersucht­en, die auch weiter nach Polen transporti­ert werden sollte. Dabei wurden über 10.000 Stück Handycover, 1372 Stück Smart Watches

und mehr als 3000 Stück Schlüssela­nhänger beschlagna­hmt. Den gleichen Weg suchten auch 344 Kartons aus Hongkong mit 21.744 gefälschte­n Markenprod­ukten von Elektronik­artikeln bis Accessoire­s. Solche Artikel vernichtet der Zoll. Warum so viele gefälschte Waren nach Polen geliefert werden, lasse sich laut Ministeriu­m so nicht beantworte­n. Klassische Händler, die gefälschte Artikel anbieten, gebe es viele, wie etwa Temu oder Shein.

Konsumente­nschützer warnen vor den Fälschunge­n: Beschlagna­hmt der Zoll gefälschte Ware, drohen dem Käufer Verwaltung­sstrafen oder Schadeners­atzzahlung­en, heißt es von der AK.

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[Picturedes­k] Konsumente­nschützer warnen: Ist der Preis zu schön, um wahr zu sein, handelt es sich vielleicht um eine Fälschung.

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