Die Presse

Salzburg: Mit Weltrekord zum Titel

Trotz des Siegs gegen Sturm spricht Salzburg-Trainer Struber eine Warnung aus. Warum er noch nicht durchatmen will – und seine Mannschaft weltweit die Nummer eins ist.

- VON MICHAEL STADLER

Salzburg/Graz/Wien. Der Weg zum elften Meistertit­el in Serie ist geebnet. Salzburgs Fußballer gewannen im Bundesliga­gipfel bei Sturm 1:0 und verschafft­en sich einen FünfPunkte-Vorsprung auf den ersten Verfolger aus Graz. Bei noch acht ausstehend­en Runden will Salzburg-Trainer Gerhard Struber jedoch noch nicht durchatmen – ganz im Gegenteil. „Wir dürfen uns aufgrund des Vorsprungs nicht in Sicherheit wiegen. Es kann ganz schnell sehr viel passieren“, warnte er vor Leichtsinn.

Wie schnell es – gerade auf emotionale­r Ebene – geht, bewiesen am Sonntag die letzten Minuten der intensiven, aber bis dahin stets fairen Partie. Sturms Jon Gorenc Stankovič und Dimitri Lavalée sowie Salzburgs Lucas GournaDoua­th flogen nach einer Rudelbildu­ng vom Platz. „Die Roten Karten sind extrem bitter und hart. Ich habe Verständni­s für meine Spieler“, sagte Sturm-Coach Christian Ilzer, der zudem den ebenfalls involviert­en Salzburg-Verteidige­r Oumar Solet gerne vom Platz gestellt gesehen hätte.

Ähnlich äußerte sich Sportdirek­tor Andreas Schicker, der nach Abpfiff vor den Unparteiis­chen erst ironisch niederknie­te und nach Erheben ebenfalls dem Roten Karton entgegenbl­ickte. „Schiedsric­hter (Stefan) Ebner hat sehr hart spielen lassen, am Ende ist das Spiel total außer Kontrolle geraten. Die Roten Karten waren sehr, sehr hart“, monierte Schicker bei „Sky“.

„Im Cup fehlen uns jetzt zwei sehr wichtige Spieler“, sagte Ilzer im Hinblick auf das vierte Saisonduel­l am Donnerstag (20.45 Uhr, ORF 1). Nach zwei Remis kassierte seine ambitionie­rte Truppe am Sonntag die erste Niederlage und muss nun gleich auf mehrere Ausrutsche­r des

Gegners hoffen. „Wir haben nicht 15 Punkte Rückstand auf Salzburg, man muss schon sehen, dass es uns auch heuer gelingt, dabei zu sein“, sagte Ilzer, der „stolz“auf die Leistung seiner Spieler war. „Und auch wenn es ein richtungsw­eisender Sieg war, wir werden in der Liga nicht aufgeben.“

Erfolgsgeh­eimnis Jugend

Bisher leistete sich Salzburg in der zweiten Saisonphas­e freilich keine Umfaller, auch beim 27. Auswärtssp­iel ohne Niederlage in Folge nicht. Struber: „Die Mannschaft findet immer bessere Automatism­en im Vergleich zum Herbst.“Auch die Statistik spricht für die „Bullen“. Noch nie seit Wiedereinf­ührung der Punktehalb­ierung 2018/19 hieß der Spitzenrei­ter nach einem Spiel in der Meistergru­ppe nicht Salzburg.

Und dieses Kunststück gelang Österreich­s Serienmeis­ter sowie Ligakrösus mit einer beispiello­sen Transferpo­litik. Wie eine aktuelle Studie von „Cies Football Observator“, dem Internatio­nalen Zentrum für Sportstudi­en zeigt, hat keine Fußballpro­fimannscha­ft der Welt in den vergangene­n fünf Jahren jüngere Spieler verpflicht­et als Salzburg. In den zehn Transferfe­nstern seit Juli 2019 wurde ein Durchschni­ttsalter von 20,93 Jahren errechnet. Zum Vergleich: Die im Durchschni­tt ältesten Neuzugänge gehen auf das Konto des katarische­n Vereins Al-Gharafa SC (30,27 Jahre).

Und Salzburgs aktuell härtester Konkurrent auf heimischer Ebene? Mit 23,04 Jahren landete Sturm Graz in der Liste – als zweitbeste­r rot-weiß-roter Vertreter – auf Rang 24. Die Daten von fast 800 Vereinen aus 48 Ligen weltweit wurden ausgewerte­t.

Die „Cies“-Studie unterstrei­cht einmal mehr die erfolgreic­he Strategie von Red Bull – zumal auf Platz zwei mit dem brasiliani­schen Klub Bragantino (21,72) ebenfalls ein Verein aus dem Fußballuni­versum des Getränkehe­rstellers zu finden ist. Im Falle von Salzburg hat die Strategie nicht nur sportliche­n, sondern auch finanziell­en Erfolg. Im untersucht­en Zeitraum wurden 62 Kicker für rund 70 Millionen Euro verpflicht­et und 61 Spieler für rund 183 Millionen Euro verkauft. 113 Millionen Euro Gewinn können sich sehen lassen.

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