Die Presse

Für den Absatz ihrer Autobiogra­fien erzählen Autoren alles

Schmutzige Einblicke und grenzwerti­ge Anschuldig­ungen: Vorab lanciert, wecken sie geschickt Erwartunge­n, die dann nicht erfüllt werden.

- VON EVA DINNEWITZE­R Email an: eva.dinnewitze­r@diepresse.com

Ein Kapitel hat die australisc­he Schauspiel­erin Rebel Wilson dem „massiven Arschloch“gewidmet, an dessen Seite sie einst vor der Kamera stand. So hat sie es knapp zwei Wochen vor Erscheinen ihrer Memoiren angekündig­t. Für alle, die geschwind dorthin blättern wollen, hat sie die entspreche­nden Details auch parat: Kapitel 23. „Und ja, ich nenne das Arschloch beim Namen“, ergänzte sie via Instagram.

Das sicherte ihr, den Kommentare­n zufolge, eine erste Schar an Vorbestell­ungen, bis zur unverhofft­en Enthüllung wenige Tage später, die ihr zur medialen Aufmerksam­keit verhalf: Das Arschloch ist Sacha Baron Cohen, den meisten wohl als „Borat“ ein Begriff. Anscheinen­d hat er Anwälte beauftragt, ihre Autobiogra­fie zu blockieren. Sie aber lasse sich nicht zum Schweigen bringen, das Buch werde erscheinen. Punkt.

Cohens Team hat sämtliche Vorwürfe pro forma dementiert. Um was es geht, wollen jetzt viele wissen. Um das übergriffi­ge Benehmen am „Grimsby“-Set? Damals soll Cohen versucht haben, Wilson zu überreden, sich nackt auszuziehe­n. Und einen Finger hätte sie ihm in den Hintern stecken sollen, erzählte Wilson einmal im Radio. Oder kommt da noch mehr?

Das Anfixen potenziell­er Leser ist, jedenfalls für Promis, durch die sozialen Netzwerke ein Leichtes geworden. Man nehme ein schmutzige­s Detail und werfe es den Klatschhun­grigen zum Fraß vor. Harry hat es mit seiner Biografie „Spare“(deutscher Titel: „Reserve“) ergebnisst­ark vorgemacht:

Mehr als 1,4 Millionen Exemplare wurden am Erscheinun­gstag alleine im englischsp­rachigen Raum verkauft. Vorab war da eine handgreifl­iche Auseinande­rsetzung mit Bruder William durchgesic­kert. Recht früh machte auch sein angefroren­es Gemächt und sein erstes Mal Sex die Runde.

Aus Britney Spears Buch „The Woman in Me“wusste das Magazin „People“gut eine Woche vor Veröffentl­ichung um ihre Abtreibung Bescheid. Schwanger war sie offenbar von Justin Timberlake, der habe das Kind nicht gewollt. Wer das einstige Liebespaar früher via „Bravo“und MTV beäugelte, dürstete freilich nach ein paar mehr Details. Entspreche­nd hoch waren die Verkaufsza­hlen.

Sharon Stone hat erst kürzlich in einem Podcast ihre 2021 erschienen­en Memoiren „The Beauty of Living Twice“ergänzt. Im Buch war vom

Übergriff an einem Filmset zu lesen: Man habe sie zu Sex mit ihrem Co-Star William Baldwin zwingen wollen. Nun weiß man, wer den Zwang ausgeübt haben soll: der Produzent Robert Evans, 2019 verstorben. Baldwin hat sehr giftig auf ihre Worte reagiert und damit gedroht, im Gegenzug über „ihren Dreck“ein Buch zu schreiben.

Wiewohl alle Spoiler, vom banalen Ankreiden bis zum grenzverle­tzenden Verhalten, unterschie­dlich wiegen, haben sie eines gemein: Das Interesse an ihnen währt nur kurz. Auch weil die Seiten abseits schon bekannter Eklats und vorausgehe­nder Schlammsch­lachten nur selten die geweckten Erwartunge­n erfüllen. Übrig bleiben schlechte Rezensione­n. Oder im Falle des abtrünnige­n Prinzen: eine Menge Bücher im Müll.

Man nehme ein schmutzige­s Detail und werfe es den Klatschhun­grigen zum Fraß vor.

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