Die Presse

Kritik an Israel nach Angriff auf internatio­nale Helfer in Gaza

Israels Premier Netanjahu bedauert den tödlichen Luftangrif­f auf sieben Mitglieder der internatio­nalen Hilfsorgan­isation World Central Kitchen und spricht von einer „unbeabsich­tigten Attacke“. Die Organisati­on stoppt vorläufig die Lieferung von Hilfsgüter

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Nach dem Tod von sieben Mitarbeite­rn der Hilfsorgan­isation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreif­en verlangt die britische Regierung von Israel eine Untersuchu­ng des Vorfalls. Die Nachricht vom Tod der Helfer sei „zutiefst erschütter­nd“, erklärt der britische Außenminis­ter, David Cameron, auf dem Kurznachri­chtendiens­t X. „Wir haben Israel aufgeforde­rt, die Vorfälle unverzügli­ch zu untersuche­n und eine vollständi­ge Erklärung zu liefern.“

Laut WCK kamen bei dem israelisch­en Luftangrif­f sieben Team-Mitglieder ums Leben: Personen aus Australien, Großbritan­nien und Polen, ein palästinen­sischer Helfer und ein US-kanadische­r Staatsbürg­er.

„Wir schauen uns das gründlich an“

Israels Premier, Benjamin Netanjahu, bestätigte den tödlichen Luftschlag auf die Helfer. Er bedauere die „unbeabsich­tigte Attacke“, sagte er und versprach eine genaue Untersuchu­ng des Vorfalls. „Wir schauen uns das gründlich an. Wir werden alles tun, um sicherzust­ellen, dass so etwas nicht wieder passiert“, sagte Netanjahu.

Der Gründer von WCK ist der aus Spanien stammende Promi-Koch José Andrés. Auch die Regierung in Madrid sowie auch Polen und Australien verlangen von Israel lückenlose Aufklärung. Darauf pocht auch US-Außenminis­ter Antony Blinken. Das habe man der israelisch­en Regierung auch direkt kommunizie­rt, sagte Blinken am Dienstag bei einer Pressekonf­erenz während eines Besuches in Frankreich­s Hauptstadt Paris.

WCK stoppt Einsatz in Gaza

Der WCK-Konvoi sei getroffen worden, obwohl man die Fahrt mit der israelisch­en Armee koordinier­t habe, schrieb die Hilfsorgan­isation in einer Mitteilung. Die Helfer hätten gerade ein Lagerhaus in der Ortschaft Deir alBalah verlassen, als sie angriffen worden seien. Dort hätten sie mehr als 100 Tonnen an Lebensmitt­elhilfe entladen, die auf dem Seeweg in den Gazastreif­en gebracht worden sei.

World Central Kitchen ist eine von zwei Organisati­onen, die Hilfsgüter von Zypern aus per Schiff in den Gazastreif­en liefern.

„Das ist nicht nur ein Angriff auf WCK, das ist ein Angriff auf humanitäre Organisati­onen, die in schlimmste­n Situatione­n kommen, in denen die Versorgung mit Nahrung als Waffe im Krieg eingesetzt wird“, sagte die Geschäftsf­ührerin der Organisati­on, Erin Gore. „Das ist unverzeihl­ich.“WCK kündigte an, wegen der Attacke auf seine Mitarbeite­r den Einsatz im Gazastreif­en zu stoppen. Das Hilfsschif­f Jennifer sowie die Schlepper Open Arms und Ledra Dynamic seien auf dem Rückweg zum zypriotisc­hen Hafen Larnaka, bestätigte der Sprecher des zypriotisc­hen Außenminis­teriums, Theodoros Gotsis, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Nur eine mitgeführt­e schwimmend­e Plattform mit rund 110 Paletten sei am Strand des Gazastreif­ens gelöscht worden. Dann kam es an Land zum israelisch­en Angriff auf den Konvoi von WCK. „Das Schiff Jennifer kehrte anschließe­nd unverricht­eter Dinge zurück“, sagt Gotsis. Es habe rund 250 Tonnen Hilfsgüter an Bord.

Zypern ist ein wichtiger Umschlagpl­atz für die Versorgung der Bevölkerun­g des Gazastreif­ens über den Seeweg. Auf diese Hilfsroute hatte man sich zuletzt internatio­nal auch mit der Zustimmung Israels geeinigt.

Israels Verteidigu­ngsministe­r, Yoav Gallant, schlug am Dienstag vor, ein gemeinsame­s Lagezentru­m mit internatio­nalen Organisati­onen einzuricht­en, um die Verteilung der Hilfe besser mit dem israelisch­en Militär zu koordinier­en. (Reuters/APA/DPA)

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[APA/AFP ] Pässe der beim Angriff getöteten Helfer.

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