Österreich versucht, die EU neu zu denken
32 Experten machen 32 Vorschläge, wie Österreich zum Erfolg der EU beitragen kann.
Franz Vranitzky weiß aus eigener Erfahrung, wie zäh europäische Debatten in Österreich verlaufen. Der ehemalige Bundeskanzler empfiehlt im Vorwort des Buchs „Europa neu gedacht“der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) deshalb ein Umdenken der Staatsspitze: „Die bisweilen von Regierungschefs und -mitgliedern geübte Praxis, die Europäische Kommission gewähren zu lassen, sie aber nachträglich zu kritisieren, trägt nicht zur Schlagkraft der Union in gesamteuropäischen Fragen bei.“Gemeinsam mit dem Herausgeber, ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt, appelliert er für einen proaktiven Zugang zur EU.
32 Experten wurden für das Buch eingeladen, Vorschläge auszuarbeiten, wie Österreich zu EUErfolgen beitragen kann. So entwickelt der Kulturwissenschaftler Wolfgang Müller-Funk ein „Plädoyer für die Neutralisierung der Neutralität“und appelliert für eine Neudefinition angesichts des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. Marie-Therese Holzleitner, Energieexpertin an der Johann Kepler Universität Linz, spricht sich für eine Teilnahme an der Entwicklung von Langzeitenergiespeichern aus. Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer propagiert eine schlanke, aber starke Wettbewerbsfähigkeit. Kompetenz bei der Frage eines ukrainischen EU-Beitritts bringt der erfahrene Diplomat Martin Sajdik ein, der einst im Außenministerium mit der Aufnahme osteuropäischer Länder in die EU befasst war.
„Europa neu gedacht“fasziniert durch seine Vielfalt an Zugängen und Ideen. Es ist damit ein positiver Kontrapunkt zu einer oft auf Widerstand und Blockade ausgerichteten öffentlichen Debatte zur EU.