Die Presse

Maria-Theresien-Platz: Die Blechkiste­n der Ehrlichkei­t

Warum mehr Container künftig weniger bedeuten: Besuch vor dem Kunsthisto­rischen Museum.

- VON WOLFGANG FREITAG E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

Mit der Ehrlichkei­t ist es halt so eine Sache: Sosehr wir sie bei uns und anderen zu schätzen wissen – tritt sie uns allzu unverblümt entgegen, wird sie uns nicht immer rückhaltlo­s willkommen sein.

Nehmen wir als Beispiel den Maria-TheresienP­latz: Auf diesem hochrepräs­entativen Terrain, einst als Kernstück eines Kaiserforu­ms gedacht, finden sich seit Jahren, dem Kunsthisto­rischen Museum vorgelager­t, zwei dürftig camouflier­te Stahlconta­iner abgestellt, die, das sei zu ihrer Rechtferti­gung gesagt, in ihrem prosaisch-herben Habitus immerhin ihren prosaisch-herben Zweck keineswegs beschönige­n: den des Eintrittsg­eldkassier­ens. Und auch der prosaischh­erbe Urgrund ihrer Existenz lässt sich erahnen: eine den Anforderun­gen der Gegenwart längst nicht mehr genügende Zugangssit­uation zu den ehrwürdige­n Schätzen, die hinter den Museumspfo­rten wachsender Besucherme­ngen harren.

Nun, derlei Ehrlichkei­t wird nicht alle über die Pein des optischen Befunds hinwegtrös­ten können. Und man muss nicht wie Leser R. vom architekto­nischen Fach sein, um die Frage zu stellen, ob’s denn „keine bessere Lösung als diese Blechkiste­n“gebe.

Ihm und allen anderen Container-Geschädigt­en darf an dieser Stelle Trost gespendet werden: Für die kommenden Monate ist der Beginn von Bauarbeite­n avisiert, die Kunst- wie Naturhisto­risches Museum mit einem neuen, barrierefr­eien Empfangsbe­reich versehen und – so steht zu hoffen – künftig alle Containere­i überflüssi­g machen werden. Und dass bis zur Fertigstel­lung des guten Werks – angesichts der dafür nötigen Baumaßnahm­en – statt mit weniger noch mit etlichen Containern mehr rund um Österreich­s Erzherzogi­n a. D. zu rechnen ist, werden wir angesichts so schöner, Container-befreiter Aussichten gewiss verschmerz­en können.

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[wf] Ein Container kommt selten allein: Maria-Theresien-Platz.

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