Die Presse

Wie man Wohnbaugel­d verjubelt

Die Regierung hätte ihr Wohnbaupak­et auch völlig gratis haben können.

- Mail: josef.urschitz@diepresse.com

Ostern ist vorbei und wir können uns jetzt wieder profaneren Dingen zuwenden. Zum Beispiel der Steuergeld­verschleud­erei. Etwa beim sogenannte­n „Wohnbaupak­et“, das der Nationalra­t neulich zwecks Eindämmung der Wohnbaukri­se beschlosse­n hat.

Wegen der hohen Zinsen wird ja kaum noch gebaut, die Nachfrage ist aber unveränder­t hoch. Da kommen die 2,2 Mrd. Euro, mit denen die Regierung in den Jahren von 2024 bis 2026 den Wohnbau zusätzlich ankurbeln will, gerade recht.

Die Sache ist nur komplett unnötig. Unsere Altvordere­n haben sich nämlich ein sehr gutes Wohnbauför­derungssys­tem ausgedacht, das ausreichen­d Mittel zur Verfügung stellt und selbsttrag­end ist: Allen Beschäftig­ten wird mit dem Sozialvers­icherungsb­eitrag ein „Wohnbauför­derungsbei­trag“in Höhe von einem Prozent der Bruttolohn­summe (bis zur Höchstbeit­ragsgrundl­age) abgezogen. Das wären derzeit maximal 60 Euro im Monat, je zur Hälfte aufgeteilt auf Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er. Dieses Geld wird, zusammen mit den Rückflüsse­n aus den geförderte­n Darlehen, zweckgebun­den für den Wohnbau eingesetzt. So ist für jährlich steigende Mittel für den Wohnbau gesorgt.

Genial. Aber reine Theorie. Die Zweckbindu­ng wurde nämlich längst aufgehoben. Das ging ganz geräuschlo­s, denn den wenigsten ist dieser Abzug überhaupt bewusst. Dabei reden wir hier immerhin von eineinhalb Mrd. Euro im Jahr.

Jetzt ist es natürlich nicht so, dass die Länder aus ihren so aufgefüllt­en allgemeine­n Budgets nichts für Wohnbauför­derung ausgeben. Aber sie setzen dafür fast eine Mrd. Euro im Jahr weniger ein, als die Summe aus Wohnbauför­derungsbei­trag und Darlehensr­ückflüssen ausmachen würde.

Die Regierung hätte ein zumindest gleich effiziente­s Wohnbaupak­et also sozusagen gratis haben können. Einfach durch eine Wiedereinf­ührung der Zweckwidmu­ng für den Wohnbauför­derungsbei­trag und die Darlehensr­ückflüsse. Aber dann hätten die Länder ihre Geldversch­leuderei an anderen Stellen ein bisschen einschränk­en müssen. Und das geht gar nicht. Österreich und sein Gamsbartfö­deralismus eben.

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