Die Presse

Xiaomi-Aktie steigt nach E-Auto-Debüt

Der Smartphone-Hersteller Xiaomi steigt ins Autogeschä­ft ein. Generell war der März für Chinas E-Autoindust­rie ein guter Monat.

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Peking. Die Vorstellun­g des Elektroaut­os SU7 hat die Aktie des chinesisch­en Elektronik­hersteller­s Xiaomi in die Höhe getrieben. Der Kurs stieg am Dienstag in Hongkong zeitweise um bis zu 16 Prozent, bevor er wieder etwas zurückging – und das, obwohl das erste EAuto des vor allem für seine Smartphone­s bekannten Unternehme­ns zunächst ein Verlustges­chäft sein wird. Xiaomi steigerte seinen Börsenwert nach der Vorstellun­g des Autos vergangene Woche um etwa 7,6 Milliarden auf zeitweise 55 Milliarden Dollar und überflügel­te damit traditione­lle Autobauer wie General Motors oder Ford. Zum Vergleich: Der US-Autobauer Tesla bringt es auf 550 Milliarden, der chinesisch­e Konkurrent BYD auf umgerechne­t 80 Milliarden Dollar.

Xiaomi erzielt den Großteil seines Umsatzes von 37,5 Milliarden Dollar mit dem Verkauf von Smartphone­s. Analysten der Citigroup trauen dem Unternehme­n aber zu, sich mit dem sportliche­n Modell „Speed Ultra 7“auf dem hart umkämpften E-Automarkt in China durchzuset­zen. Der Konzern könne sich ein Defizit von schätzungs­weise knapp 10.000 Euro pro Auto leisten und mit seiner Smartphone-Expertise bei der digitalen Ausstattun­g der Fahrzeuge punkten. Für das Auto, das mit einem Einstiegsp­reis unter 30.000 Dollar günstiger ist als Teslas Model 3, gingen in den ersten 24 Stunden nach Firmenanga­ben fast 89.000 Vorbestell­ungen ein. Kunden müssen bis zu sieben Monate auf ihr neues Fahrzeug warten. In Europa ist das Auto vorerst nicht erhältlich.

Hersteller senken Preise

Xiaomi-Gründer Lei Jun verfolgt den Einstieg in die Autoproduk­tion als „letztes großes unternehme­risches Projekt“seines Lebens. Nach der Markteinfü­hrung des SU7 kündigten andere chinesisch­e E-Automarken mit vergleichb­aren Modellen Preissenku­ngen an. Im Jahr 2024 werden im Segment zwischen 200.000 und 300.000 Yuan (25.000

bis 39.000 Euro) rund 240 E-Modelle um die Gunst der Kunden in China buhlen, was einem Anstieg von fast einem Fünftel gegenüber dem Vorjahr entspricht, erklärten die Citi-Analysten.

Im Vorjahr hatte BYD mit knapp 2,9 Millionen Stück die meisten Elektroaut­os abgesetzt, gefolgt von Tesla mit 1,8 Millionen und BMW mit 500.000. Tesla und BYD leiden aber auch unter der harten Preisschla­cht. Die Tesla-Aktie hat (nach einem guten Jahr 2023) heuer fast 30 Prozent verloren, auch BYD liegt im Minus.

Tesla enttäuscht mit Absatz

Der März hat sich indes für Chinas Hersteller von Elektrofah­rzeugen zu einem starken Monat entwickelt. Mehrere Hersteller meldeten zweistelli­ge Umsatzzuwä­chse, nachdem das Jahr aufgrund saisonaler Feiertage langsam begonnen hatte.

So erzielten die drei in den USA börsenotie­rten chinesisch­en Autoherste­ller – Li Auto, Nio und Xpeng – im März einen Anstieg der Auslieferu­ngen zwischen 14 und 39 Prozent. BYD verzeichne­te im März einen Absatzanst­ieg von 46 Prozent. Im ersten Quartal hat das Unternehme­n etwa 300.000 Elektro

fahrzeuge ausgeliefe­rt.

Tesla gab am Dienstagna­chmittag bekannt, dass der Absatz gegenüber dem Vorjahresq­uartal um 8,5 Prozent auf knapp 387.000 Fahrzeuge gesunken ist. Von Visible Alpha befragte Analysten hatten hingegen mit einem Wachstum von mehr als acht Prozent auf gut 458.000 Stück gerechnet. Die Aktie gab deutlich nach. Immerhin kam der Autobauer von Elon Musk wieder vor BYD zu liegen, nachdem Letzterer im Schlussqua­rtal des Vorjahres die Nase vorn hatte.

Während Tesla seine Verkäufe nicht geografisc­h aufschlüss­elt, werden die Lieferunge­n aus seinem Werk in Shanghai, wo das Model 3 und das Model Y hergestell­t werden, von der chinesisch­en Pkw-Vereinigun­g separat erfasst. Diese teilte am Dienstag mit, dass Tesla im März schätzungs­weise 89.064 Fahrzeuge in China ausgeliefe­rt habe.

Das ist mehr als im März 2023 (88.869) und jedenfalls mehr als im heurigen Februar, als die Auslieferu­ngen mit 60.365 auf den niedrigste­n Stand seit Dezember 2022 gefallen waren. Tesla habe auch die Produktion in seinem Werk in China reduziert, sagten mit der Angelegenh­eit vertraute Personen vorigen Monat zu Bloomberg. Zudem hat das Unternehme­n den Preis für sein beliebtest­es SUV, Model Y, erhöht. Daraufhin boten eine Reihe von Wettbewerb­ern als Reaktion Anreize wie Subvention­en und Gutscheine an, um potenziell­e Autokäufer anzulocken.

Harte Rabattschl­achten

In China kam der Markt für E-Autos unter anderem dadurch in Gang, dass BYD den Preiskampf bei Elektrofah­rzeugen durch Preisnachl­ässe auf viele seiner Modelle anheizte – und durch die mit Spannung erwartete Markteinfü­hrung des SU7 von Xiaomi.

(Reuters/Bloomberg/red.)

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Mit dem SU7 will der Elektronik­konzern Xiaomi Tesla und Co. Konkurrenz machen.
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[Reuters/Florence Lo]

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