Lufthansa soll auf Umsatz verzichten
Die Wettbewerbshüter prüfen die Übernahme von Ita-Airways durch die Deutschen. Diese sollen Strecken streichen.
Frankfurt. Die EU-Kommission hat weiter Vorbehalte gegen eine Übernahme der staatlichen italienischen Fluglinie Ita Airways durch die AUA-Mutter Lufthansa. Der Zusammenschluss beeinflusse den Wettbewerb. So will die EU-Kartellbehörde nur dann zustimmen, wenn beide Airlines auf bis zu vier Millionen Kunden und mehr als 680 Mio. Euro Umsatz pro Jahr verzichten, wie die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“berichtet. Bezieht man die Partner der Luftfahrtallianz Star Alliance United Airlines und Air Canada mit ein, sollen die Airlines sogar auf bis zu eine Milliarde Euro verzichten, heißt es in den Einwänden der EU-Wettbewerbsbehörde.
39 Strecken im Visier
Es gebe 39 Strecken, bei denen der Zusammenschluss der italienischen und deutschen Gruppe – zu der etwa Austrian Airlines, Swiss, Brussels Airlines, Air Dolomiti und Eurowings gehören – den Wettbewerb stark einschränken würde, heißt es aus dem Büro der EU-Kommissarin für Wettbewerb, Margrethe Vestager. Damit stehe im Raum, einige Strecken einzusparen. Die Übernahme würde auch die beherrschende Stellung von Ita auf dem Mailänder Flughafen Linate stärken.
Konkret sehe das auf einigen Strecken so aus: Zwölf untersuchte Direktflüge zwischen Italien und Mitteleuropa bringen der Ita und der Lufthansa beispielsweise mehr als 265 Mio. Euro pro Jahr. Die 14 Direkt- oder Stopover-Flüge – ebenfalls zwischen Italien und Europa – bringen rund 73 Mio. ein. Weitere 286 Mio. bringen die acht direkten Interkontinentalverbindungen zwischen Rom Fiumicino und den USA/Kanada ein. Hinzu kommen 58 Mio. Euro Einnahmen auf den fünf Langstreckenverbindungen.
Das sorgt für Aufregung bei der Ita: „Dass acht von 15 Interkontinentalstrecken als problematisch gesehen werden, ist besorgniserregend, und wir werden dafür sorgen, dass das weniger wird“, sagt Ita-Präsident Antonino Turicchi mit Blick auf das für die Unternehmen profitabelste Segment. Er glaubt an die Übernahme, sagte Turicchi zuletzt: „Wir haben keinen Plan B, weil wir fest an Plan A glauben. Ich glaube fest an diesen Zusammenschluss.“
Verhandlungen ab Mitte April
In der zweiten Aprilhälfte beziehungsweise in der ersten Maihälfte verhandeln Brüssel, Rom und Frankfurt über „Abhilfemaßnahmen“. Eine Einigung ist wahrscheinlich, sie könnte aber dazu führen, dass beide Airlines auf 300 bis 350 Mio. Euro an Einnahmen pro Jahr verzichten müssen. Das entspricht in etwa der Summe (325 Mio. Euro), die die Deutschen mit einer 41-prozentigen Übernahme in einem ersten Schritt in die italienische Fluggesellschaft investieren würden.
Experten finden, es sei „nicht normal“, Strecken zu opfern. Bei den Verbindungen zwischen Mailand/Rom und Wien fliegen nicht nur Ita und Austrian Airlines, die die Strecke nicht dominieren würden, sondern auch die Low-CostCarrier Ryanair und Wizz Air.
Ita Airways mit Nettoverlust
Ende März schloss die italienische Airline ihr jüngstes Geschäftsjahr mit einem Nettoverlust von fünf Mio. Euro ab, was einer Verbesserung von 481 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Umsatz betrug 2,4 Mrd. Euro, während das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 70 Mio. Euro positiv war. Die Zahl der Fluggäste lag bei rund 15 Millionen, ein Plus von 47 Prozent gegenüber dem Jahr 2022. (klug/ ag.)