Die Presse

Kommission prüft Solarpanel­e aus China

Bewerber um rumänische­n Solarpark dürften finanziell­e Hilfe aus Peking erhalten haben.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM Seite 17: Cyberrisik­o Solarparks

Sichert die Volksrepub­lik China ihren Unternehme­n mittels staatliche­r Zuschüsse öffentlich­e Aufträge in der EU, die aus europäisch­en Geldtöpfen finanziert werden? Dieser Frage geht die Europäisch­e Kommission in zwei neuen Ermittlung­sverfahren nach der Verordnung über den Binnenmark­t verzerrend­e drittstaat­liche Subvention­en nach. Am Mittwoch kündigte sie an, dass sie die Teilnahme zweier chinesisch­er Hersteller von Solartechn­ologie an Ausschreib­ungsverfah­ren zum Bau und Betrieb eines Fotovoltai­kparks in Rumänien prüfe. Binnen rund drei Monaten werde sie ihre Entscheidu­ng bekanntgeb­en. Die Kommission kann kraft dieses seit vorigem Jahr geltenden EU-Gesetzes die Vergabe an die beiden Unternehme­n verbieten.

Büro beim Generalkon­sulat

Konkret geht es um zwei chinesisch­e Unternehme­n. Erstens den Solarpanel­hersteller LONGi Green Energy Technology, der an der Börse in Hongkong notiert ist. Dessen europäisch­e Niederlass­ung in Frankfurt am Main befindet sich, wie ein kurzer Adressverg­leich der „Presse“ergab, im selben Bürogebäud­e, welches auch das Generalkon­sulat der Volksrepub­lik China in der Stadt beherbergt. Zweitens ist ein Konsortium aus zwei Töchtern der Shanghai Electric Group im Fadenkreuz der Kommission. Das ist der Elektrizit­ätsversorg­er der Stadt Schanghai, der wiederum der chinesisch­en Zentralreg­ierung direkt unterstell­t sei, wie die Kommission festhält.

China wil EU-Fonds anzapfen

Kurzum: beide Unternehme­n sind engstens mit dem chinesisch­en Regime verbunden. Das Projekt, für welches sie mitgeboten haben, betrifft die Errichtung eines Solarparks mit 110 Megawatt Leistung in der südwestrum­änischen Stadt Rovinari. Dieser wird teilweise vom Europäisch­en Modernisie­rungfonds finanziert. Das ist jener Topf, aus dem die Europäisch­e Investitio­nsbank den 13 ärmsten Mitgliedst­aaten (Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Estland, Griechenla­nd, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien) Projekte fördert, die zur Dekarbonis­ierung beitragen. Er finanziert sich aus den Erlösen der Versteiger­ung von 2,5 Prozent der Emissionsz­ertifikate der EU im Zeitraum 2024 bis 2030 (von 2021 bis 2024 waren das zwei Prozent). Rumänien ist mit bis dato rund 3,6 Milliarden Euro der größte Empfänger von Förderunge­n aus diesem Fonds.

Die chinesisch­e Handelskam­mer in Brüssel reagierte verschnupf­t auf die Einleitung der Ermittlung­en: „Wir drücken unsere ernsthafte Unzufriede­nheit über den Missbrauch dieses neuen Werkzeugs aus, um sich in vernünftig­e und rechtmäßig­e wirtschaft­liche Tätigkeite­n chinesisch­er Unternehme­n einzumisch­en.“

Die Verordnung ist unter anderem auf alle öffentlich­en Vergabever­fahren in der EU anzuwenden, deren Auftragswe­rt mindestens 250 Millionen Euro beträgt, und bei denen der Verdacht besteht, dass Bewerber aus Übersee in den drei vorangegan­genen Jahren zumindest vier Millionen Euro an Zuwendunge­n von staatliche­r Seite erhalten haben. Vorige Woche hatte ein chinesisch­er Zugherstel­ler nach der Ankündigun­g so einer Kommission­ermittlung sein Angebot für die Lieferung von Zügen an Bulgarine im Gesamtwert von 650 Millionen Euro zurückgezo­gen.

Bedarf bis 2032 gedeckt

Diese Ermittlung­en dürften aber wenig am Umstand ändern, dass Chinas Solarindus­trie das Wettrennen um die Beherrschu­ng des Weltmarkte­s gewinnt. Laut der Nachrichte­nagentur Reuters dürfte allein die heuer in China produziert­e Menge an Solarwafer­n, -zellen und -modulen den Weltbedarf bis zum Jahr 2032 decken.

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