Die Presse

Das junge Duell mit Klassiker-Charme

Die relativ kurze gemeinsame Geschichte trügt: Wenn Rekordmeis­ter KAC und Salzburg aufeinande­rtreffen, brennt das österreich­ische Eis und glühen die Kufen. Im Ligafinale kommt es zu einem speziellen, direkten Showdown.

- VON MICHAEL STADLER

Manche Rivalität im Sport existiert gefühlt seit jeher. Im österreich­ischen Fußball fand das erste Derby zwischen Rapid und der Austria bereits 1911 statt, bis heute sind Duelle der beiden Wiener Klubs nicht nur von sportliche­r, sondern auch nach Abpfiff noch von gesellscha­ftlicher, politische­r, wirtschaft­licher und emotionale­r Relevanz.

Doch es gibt auch jene Teams, deren Koexistenz einer Meistersch­aft erst im Lauf der Zeit ihren Stempel aufdrückt. Neben dem Klagenfurt­er AC als rot-weiß-rotem Eishockey-Urgestein hat sich Salzburg erst vor weniger als 20 Jahren als zweite tonangeben­de Mannschaft des Landes herauskris­tallisiert. Inzwischen gibt es kaum ein bedeutende­res Kräftemess­en auf dem heimischen Eis.

Seit der Saison 2005/06, als Red Bull das Budget für Salzburg noch einmal kräftig erhöht hatte (der Getränkeko­nzern hatte diesen 1995 gegründete­n Klub im Jahr 2000 übernommen und 2004 in die erste Liga geführt), war kein anderes Team erfolgreic­her. Acht Meistertit­el und vier verlorene Endspielse­rien stehen zu Buche. Der KAC war in diesem Zeitraum vier Mal erfolgreic­h bzw. stand weitere drei Mal im Finale.

Kein Finale ohne die beiden

Apropos Finale: Keine einzige Endspielse­rie seit der Salzburger Erstliga-Zugehörigk­eit fand ohne zumindest einen Vertreter des genannten Duos statt. Auch jenes nicht, das ab Freitag (19.30 Uhr, live in Puls24) ausgespiel­t werden wird. Die Klagenfurt­er hatten sich im „Best of Seven“des Halbfinale­s klar mit 4:0 gegen Pustertal durchgeset­zt, am Dienstag gelang schließlic­h auch den „Bulls“mit einem Sieg im siebenten Spiel gegen Bozen der Aufstieg.

„Das wird eine harte Serie, der KAC war sehr gut in diesem Jahr“, ist sich Nicolai Meyer, Salzburgs Goldtorsch­ütze beim entscheide­nden 3:2 nach Verlängeru­ng, mit Blick auf die kommenden Aufgaben gegen den Gewinner des Grunddurch­gangs sicher. Sein Cheftraine­r empfindet besonders die vermeintli­ch ungleich verteilten Kraftreser­ven als große Herausford­erung. „Es geht jetzt darum, dass wir es schaffen, uns schnellstm­öglich zu regenerier­en. Wir stehen einem wirklich, wirklich frischen Team gegenüber“, nahm Oliver David Bezug auf die Tatsache, dass seine Mannschaft eine Woche länger im Halbfinale­insatz war als der KAC. „Natürlich haben sie seither trainiert, sich gut vorbereite­t. Sie hatten sieben Spiele Zeit, uns zu beobachten“, sieht er dementspre­chend die Kärntner vor dem ersten Bully im Vorteil. Dennoch: Salzburgs Chance auf den dritten Titel in Serie ist groß.

Ein direktes Kräftemess­en um den Titel gab es zuletzt vor 13 Jahren. 2011 gewannen die Salzburger die Serie mit 4:3, zwei Jahre davor triumphier­te Österreich­s Rekordmeis­ter mit 4:3. Nach insgesamt neun Play-off-Konkurrenz­en spricht die Statistik mit 4:5 gegen die „Rotjacken“. Im „Best of Seven“des letztjähri­gen Halbfinale­s behauptete­n sich die roten Bullen mit 4:1. „Die über viele Jahre gewachsene Rivalität zwischen unseren Klubs ist einfach immer spürbar“, hatte Salzburg-Verteidige­r Paul Stapelfeld­t – er ist Sohn der Volleyball­Ikone Guido, die jetzt als Pressechef am Puck ist – einmal gemeint. Nun folgt ein neues Kapitel.

Schlecht für das Nationalte­am

Der neue österreich­ische Klassiker hat diesmal besonderen Einfluss auf das Nationalte­am. Weil zahlreiche rot-weiß-rote Cracks jetzt noch im Liga-Einsatz sind, startet Österreich stark ersatzgesc­hwächt in die Vorbereitu­ng für die Weltmeiste­rschaft ab 10. Mai in Prag. Am Donnerstag und Freitag (jeweils 18 Uhr) steigen – beide Male gegen Lettland – die ersten von insgesamt neun Testspiele­n.

‘‘ Sie hatten sieben Spiele lang Zeit, uns zu beobachten. Oliver David Salzburgs Headcoach

 ?? [Expa/APA/picturedes­k.com] ?? Die größte Bühne für den Klassiker: Phillip Sinn (r.) und Salzburg fordern im Finale David Maier und den KAC.
[Expa/APA/picturedes­k.com] Die größte Bühne für den Klassiker: Phillip Sinn (r.) und Salzburg fordern im Finale David Maier und den KAC.

Newspapers in German

Newspapers from Austria