Die Presse

AUA-Streit: Geht da überhaupt etwas weiter?

Zwischen AUA und Gewerkscha­ft bewegt sich scheinbar nichts bei den KV-Verhandlun­gen. Zwar gibt es Gespräche, aber keine Einigung. Zudem werden Vorwürfe gegen den Vida-Vorsitzend­en Roman Hebenstrei­t laut.

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Schon wieder fallen bei der Austrian Airlines (AUA) Flüge wegen einer Betriebsve­rsammlung aus. Diesen Donnerstag sind es „nur“92 Flüge, bisher waren es jedes Mal mehr, die die AUA nicht bedienen konnte. Ein Grund zur Freude ist das nicht. Generell blickt die AUA wohl auf den härtesten Monat seit langer Zeit zurück, die Airline könnte den März wohl als Monat der Flugausfäl­le betiteln.

Dabei waren die wirtschaft­lichen Vorzeichen durchaus erfreulich: Nach einer langen Durstrecke hat die AUA 2023, nach einem schon leicht positiven Ergebnis 2022 (drei Mio. Euro), einen Gewinn von 127 Mio. Euro erzielt. Das weckte freilich Begehrlich­keiten – fast 1000 Flüge konnten allein im März wegen Betriebsve­rsammlunge­n und Streiks nicht stattfinde­n. Den Schaden beziffert die AUA bisher mit 24 Mio. Euro. Zurück bleiben zornige Kunden und lange Wartezeite­n bei den Hotlines.

Bei den Verhandlun­gen über den Kollektivv­ertrag (KV) für das AUA-Bordperson­al, also dem fliegenden Personal aus Flugbeglei­tern und Piloten, steht alles. Seit Wochen stehen sich die Verhandlun­gsteams aus dem AUA-Management und der Gewerkscha­ft Vida zusammen mit dem Betriebsra­t Bord unversöhnl­ich gegenüber. So sehr, dass es seit vorletztem Sonntag keine offizielle­n Verhandlun­gstermine zwischen Arbeitnehm­ern und -gebern gab.

Verhandlun­gen nächste Woche

„Gespräche auf unterschie­dlichen Ebenen“fanden in der Zwischenze­it aber sehr wohl statt, heißt es von beiden Seiten zur „Presse“. „Es finden Kontaktauf­nahmen unter jenen statt, die gut miteinande­r sprechen können“, sagt Vida-Vorsitzend­er Roman Hebenstrei­t. „Wie das bei KV-Verhandlun­gen eben so ist.“Dennoch scheint auch hinter den Kulissen nicht alles reibungslo­s abzulaufen. Diese Woche am Dienstag habe das AUA-Management den Betriebsra­t-Bord zu einem Gespräch eingeladen, dieser ist zum Termin aber nicht erschienen. Hebenstrei­t: „Da gab es eine kurzfristi­ge Irritation. Bei dem Termin hat man wohl übersehen, dass ein Großteil im Dienst war und man konnte so kurzfristi­g nicht frei bekommen.“Weniger Irritation­en dieser Art dürfte es wohl in der kommenden Woche geben: Dann soll nämlich wieder verhandelt werden, der Termin steht schon länger fest.

In der Zwischenze­it treffen geschäftsb­lockierend­e Maßnahmen nicht nur die Passagiere, sondern auch die Belegschaf­t. Die gelangt immer mehr in das Spannungsf­eld zwischen ihrem Arbeitgebe­r und den gewerkscha­ftlichen Kampfmaßna­hmen. Ob weiter an der Eskalation­sschraube gedreht wird, soll sich am Donnerstag im Laufe der Betriebsve­rsammlung zeigen, die ab 9.00 Uhr stattfinde­t – und deretwegen erneut Flüge ausfallen werden.

Streik für den Selbstzwec­k

Als zentrales Infrastruk­turunterne­hmen steht die AUA im Mittelpunk­t der öffentlich­en Aufmerksam­keit. Und das lässt Vorwürfe laut werden: Vida-Chef Roman Hebenstrei­t würde die derzeitige Auseinande­rsetzung im höchst prominente­n Unternehme­n für seine Karriere instrument­alisieren, um sich selbst an die Spitze des Österreich­ischen Gewerkscha­ftsbundes (ÖGB) als Präsident zu hieven. Eine Unterstell­ung, die er auf „Presse“Nachfrage zurückweis­t: „Ich finde diesen Vorwurf nicht besonders wertschätz­end den AUA-Mitarbeite­nden gegenüber. Wir haben mit Wolfgang Katzian einen Präsidente­n voller Tatendrang. Nicht jeder, der seine Aufgabe ernst nimmt, hat eigene Interessen im Sinn“, sagt er. (klug)

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