Die Presse

Wolfgang Sobotka fordert mehr Solidaritä­t mit Israel

Reise nach Israel. Der österreich­ische Nationalra­tspräsiden­t trifft Präsident Herzog und besucht von der Hamas verwüstete Kibbuzim.

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Die Reise war schon lange geplant. Doch mit dem Terrorangr­iff der Hamas vom 7. Oktober und dem Krieg im Gazastreif­en hat sie eine neue Brisanz erhalten. Seit Dienstag ist Österreich­s Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka mit einer Delegation in Israel unterwegs. Am Donnerstag besuchte er den Kibbuz Kfar Aza und den Kibbuz Be‘eri. In beiden Orten hatte Hamas bei ihrem Überfall gewütet. Aus Be‘eri wurde auch der Österreich Tal Shoham in den Gazastreif­en verschlepp­t. Er befindet sich nach wie vor in der Hand der Entführer.

Sobotka zeigt sich über die Folgen des Hamas-Angriffs schockiert: „Wenn Sie diese Verwüstung sehen, die die Terroriste­n und auch normale Einwohner aus Gaza hier angerichte­t haben: Das ist grauenhaft“, sagt er im Telefonges­präch mit der „Presse“. Wer die Verbrechen der Hamas zu relativier­en versuche und stattdesse­n Israels Selbstvert­eidigung kritisiere, begehe eine Opfer-Täter-Umkehr. Zugleich sei aber die Lage der Zivilbevöl­kerung im Gazastreif­en tragisch.

Israels Militär startete als Antwort auf den Hamas-Überfall einen Gegenschla­g im Gazastreif­en. Je länger der Krieg dauert und je größer das Leid der Menschen in Gaza wird, desto mehr wächst auch die internatio­nale Kritik an Israel. Forderunge­n nach einer Waffenruhe werden laut. Und der israelisch­e Luftangrif­f auf internatio­nale Helfer im Gazastreif­en lässt den Druck auf die israelisch­e Regierung weiter wachsen. Bei der Attacke starben sieben Mitarbeite­r der Organisati­on World Central Kitchen (WCK), darunter Helfer aus Australien, Großbritan­nien und Polen. Israels Regierung versprach Aufklärung.

Kampf gegen Antisemiti­smus

Israel habe den tödlichen Angriff bedauert und den Fehler eingestand­en, meint dazu Österreich­s Nationalra­tspräsiden­t. Es handle sich um einen „tragischen Zwischenfa­ll“. Israel müsse einen schwierige­n Krieg gegen eine irreguläre Terrororga­nisation führen. In Israel sei man auch bis zu einem gewissen Grad über die internatio­nale Kritik enttäuscht. Sobotka fordert mehr Solidaritä­t mit Israel, die man auf europäisch­er Ebene koordinier­en müsse, gerade angesichts des wachsenden Antisemiti­smus.

Bei seinem Besuch traf Sobotka unter anderem Staatspräs­ident Jitzhak Herzog sowie Vertreter des israelisch­en Parlaments. Alle Gesprächsp­artner hätten klar gestellt, dass die Hamas bekämpft werden müsse, um einen erneuten Überfall wie am 7. Oktober zu verhindern. Langfristi­g sei eine Lösung nötig, bei der Israelis und Palästinen­ser Seite an Seite in Friedens leben könnten, sagt Sobotka. (w.s.)

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