Die Presse

17.000-Euro-Job für von der Leyens CDU-Parteifreu­nd

Ein lukrativer Beraterpos­ten für den EU-Mandatar Markus Pieper wird zum politische­n Bumerang für die Kommission­spräsident­in.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Mehrere EU-Kommissare und Europaabge­ordnete von vier Fraktionen fordern Ursula von der Leyen auf, die Ernennung des CDU-Abgeordnet­en Markus Pieper zum Beauftragt­en für Kleine und Mittelstän­dische Unternehme­n zurückzune­hmen. Diese Entscheidu­ng der Kommission habe „zu Fragen über die Transparen­z und Unparteili­chkeit des Nominierun­gsverfahre­ns geführt“, schrieben Josep Borrell, der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheit­spolitik, Wirtschaft­skommissar Andrea Gentiloni, Binnenmark­tkommissar Thierry Breton und Sozialkomm­issar Nicolas Schmit bereits vorige Woche an ihre Präsidenti­n.

Zugleich fordern Abgeordnet­e der Sozialdemo­kraten, Liberalen, Grünen und Linken, dass Piepers Bestellung im Rahmen der Debatte über das EU-Budget des vorigen Jahrs zurückgeno­mmen wird. In ihrem Entschließ­ungsentwur­f heißt es, das Parlament nehme „mit Besorgnis zur Kenntnis, dass der erfolgreic­he Kandidat ein scheidende­r Europaabge­ordneter aus von der Leyens politische­r Familie ist“, und rufe die Kommission dazu auf, das Verfahren neu aufzurolle­n.

Waren zwei Frauen besser?

Pieper soll bei der Bewertung der drei letzten Bewerbunge­n am schlechtes­ten abgeschnit­ten haben. Sowohl die liberale tschechisc­he Europaabge­ordnete Martina Dlabajová als auch Anna Stellinger vom schwedisch­en Unternehme­rverband hätten vor ihm gelegen. Johannes Hahn, der für Budget und Personal zuständige Kommissar und Vizepräsid­ent der Europäisch­en Volksparte­i, der auch Pieper und von der Leyen angehören, habe aber in Abstimmung mit von der Leyen Pieper vorgeschla­gen. Wie die Bewertunge­n der Kandidaten ausfielen, wollte ein Kommission­ssprecher nicht darlegen. „Die Schaffung des Postens ist nicht mit der Person verknüpft, die ihn letztlich bekommt“, sagte er bloß.

Am 31. Jänner ging die Entscheidu­ng durch das Kollegium der Kommissare: ohne die übliche Vorbereitu­ng durch ihre Kabinettsc­hefs. Thierry Breton, der fachlich zuständige Kommissar, war just am 31. Jänner abwesend, weil er an einem Verteidigu­ngsministe­rrat teilnahm.

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