Großbaustelle im Vierten
Die Wiedner Hauptstraße wird klimafit, 2546 Meter an Gleisen werden erneuert. Dafür steht der öffentliche Verkehr vorerst still.
„Aber warum?“, fragt die ältere Dame etwas ratlos, die an der Station Johann-Strauß-Gasse vergeblich auf die Straßenbahn wartet. Da hier die Schienen ausgetauscht werden, erklärt ihr ein Mitarbeiter der Wiener Linien in gelber Warnweste. „Aber warum?“, wiederholt die Frau. „Wegen der grünen Regierung“, so die Antwort.
Nun, nicht ganz. Eigentlicher Grund für die Bauarbeiten, die zum kompletten Ausfall der Linien 1, 62 und der Badner Bahn zwischen Karlsplatz und Kliebergasse führen, sind tatsächlich die Gleise: Sie sind höchst sanierungsbedürftig, die Wiener Linien tauschen in den nächsten Monaten 2564 Meter an Gleisen aus. Diese (überfälligen) Arbeiten haben die rot-pinke Stadtregierung und der SPÖ-regierte Bezirk (also nicht die Grünen) zum Anlass genommen, um die Wiedner Hauptstraße zwischen Resselpark und Phorusgasse überhaupt neu zu denken.
Der offizielle Spatenstich folgt in Kürze, die Wiener Linien haben aber schon mit den Arbeiten (etwa dem Entfernen der Oberleitungen) begonnen. Sobald ein Abschnitt der Gleise erneuert ist, rückt die MA28 (Straßenverwaltung) aus, um in diesem Bereich die Straße umzugestalten, wie Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl zur „Presse“sagt. Dabei soll eine „klimafitte Verwandlung“(so das Wording der Stadt) gelingen: 700 m2 Beton werden entsiegelt, 1300 m2 an Grünflächen geschaffen, ergänzend zur bestehenden Lindenallee (die komplett erhalten bleibt). Dazu kommen Trinkbrunnen, Nebelstelen, mehr Sitzgelegenheiten. Auch die eher problematische Situation für Radfahrer soll dank eines neuen ZweiWege-Radwegs passé sein: Damit dafür Platz ist, werden die Schienen um ein paar Meter verlegt. Auch die Haltestellen werden neu gestaltet.
Die aktuellen Haltestellen sind seit Anfang der Woche verwaist. Ausweichen kann man etwa auf die U1 (Station Taubstummengasse) oder auf die Buslinie 59A, die in dieser Zeit in dichteren Intervallen unterwegs ist. Für mobilitätseingeschränkte Menschen, denen diese zusätzlichen Wege (zum 59A in Fahrtrichtung stadteinwärts ist es, auf Wienerisch formuliert, durchaus ein Hatscher) nicht zumutbar sind, gibt es einen kostenlosen Shuttleservice (0664 884 865 14).
Die meisten Passagiere seien von der Sperre nicht überrascht gewesen, die Anfragen vor Ort hätten sich „in einem überschaubaren Rahmen gehalten“, berichten die Wiener Linien. Auch die Fahrgäste der Badner Bahn seien dank wochenlanger Durchsagen in den Zügen „sehr gut informiert“, sagt Sprecher Michael Unger. Außerdem würden die meisten Pendler aus Niederösterreich schon am Schedifkaplatz (also beim Bahnhof Meidling) aussteigen und sind damit nicht betroffen. Bis November fährt die Badner Bahn ab der Station Kliebergasse über den Hauptbahnhof zum Quartier Belvedere.
Anfang November sollen Badner Bahn, 1er und 62er wieder ihre alte Strecke aufnehmen können, mit Jahresende soll die gesamte Umgestaltung abgeschlossen sein.