Die Presse

Die Pensionsko­mmission hat endlich einen Vorsitz

Die Wifo-Ökonomin Christine Mayrhuber leitet ab April die Alterssich­erungskomm­ission. Dort geht es mitunter hochpoliti­sch zu. Entspreche­nd langwierig war die Suche nach einer neuen Vorsitzend­en.

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Wien. Die Alterssich­erungskomm­ission hat endlich einen neuen Vorsitz: Die Ökonomin Christine Mayrhuber vom Österreich­ischen Institut für Wirtschaft­sforschung (Wifo) wird das Gremium ab April leiten. Sie war schon bisher Mitglied der Alterssich­erungskomm­ission und beschäftig­t sich auch am Wifo mit dem Thema Pensionen. Die Bestellung des Vorsitzes der Alterssich­erungskomm­ission obliegt der Regierung. Der Posten war seit geraumer Zeit vakant, da sich ÖVP und Grüne auf keinen Kandidaten bzw. keine Kandidatin einigen konnten.

Die Alterssich­erungskomm­ission ressortier­t zum Sozialmini­sterium. Ihre Aufgabe ist es, die Entwicklun­g der gesetzlich­en Pensionsve­rsicherung sowie der Pensionen des öffentlich­en Diensts zu überwachen. Eingericht­et wurde sie 2017, und seither geht es dort hochpoliti­sch zu: In der Kommission sind Arbeiterka­mmer und Gewerkscha­ftsbund ebenso vertreten wie die Wirtschaft­s- und die Landwirtsc­haftskamme­r und die Industriel­lenvereini­gung. Weiters sitzen Entsandte von Ministerie­n und Pensionist­envertrete­r von ÖVP und SPÖ in dem Gremium. Die Wirtschaft­sforschung­sinstitute Wifo und IHS entsenden zwar Experten, sie haben aber kein Stimmrecht. Bereits nach der Gründung blieb die Alterssich­erungskomm­ission zwei Jahre ohne Vorsitz, weil man sich nicht einigen konnte.

Posten lang vakant

Dann übernahm Walter Pöltner, ehemals Spitzenbea­mter im Sozialmini­sterium und für ein paar Tage sogar Sozialmini­ster in der Übergangs-Expertenre­gierung 2019. Pöltner galt als versierter Kenner des Pensionssy­stems, aber auch als einer, der stets auf Schieflage­n hinwies: Er hatte etwa häufig die außertourl­ichen Pensionser­höhungen kritisiert. Im Herbst 2021 schließlic­h kündigte er seinen vorzeitige­n Rücktritt als Vorsitzend­er der Kommission an. Denn die Politik nehme die langfristi­ge Sicherung der Pensionen nicht ernst genug, wie er den Rücktritt damals gegenüber der „Presse“begründete.

Seit Anfang 2022 war die Alterssich­erungskomm­ission also ohne Vorsitz, interimist­isch wurde sie von ÖVP-Pensionist­envertrete­rin Ingrid Korosec geleitet. Sie sei „sehr froh“, die Kommission nicht mehr leiten zu müssen, sagt sie der „Presse“. Korosec bleibt aber stellvertr­etende Leiterin. Die Suche nach dem neuen Vorsitz war mehr als langwierig: Als Kandidaten im Gespräch waren der Sozialrech­tler Wolfgang Mazal und der Bevölkerun­gsexperte Rainer Münz, die aber den Grünen offenbar zu ÖVPnahe

bzw zu wirtschaft­sliberal waren. Die Wifo-Ökonomin Christine Mayrhuber soll Sozialmini­ster Johannes Rauch (Grüne) vorgeschla­gen haben. Die ÖVP war aber einverstan­den, weil Mayrhuber immerhin als parteiunab­hängige Expertin in das Profil gepasst habe.

Kosten steigen

Das Gesetz sieht vor, dass die Alterssich­erungskomm­ission jährlich ein Gutachten über die mittelfris­tige Entwicklun­g der Pensionen und die Folgen für die Staatsfina­nzen erstellt und alle drei Jahre ein Gutachten über die langfristi­ge Entwicklun­g. Ende 2023 wurde das mittelfris­tige Gutachten vorgelegt. Die Staatsausg­aben für die Pensionen werden demnach von 28,3 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 39,3 Mrd. Euro 2028 steigen. (hie/kk)

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[APA ] Christine Mayrhuber.

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