Google will für KI-Suche Geld
Funktionen, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden, sollen hinter eine Bezahlschranke. Ein Novum für Google.
Mountain View. Die Internetsuche ist einer von vielen Bereichen, in denen künstliche Intelligenz (KI) künftig maßgeblich sein wird. Aber während Google, die weltweit größte Suchmaschine, bisher stets gratis verfügbar war, könnte ihre um KI-basierte Funktionen erweiterte Version künftig kosten. Laut der „Financial Times“, die sich auf drei Insider beruft, erwägt der US-Konzern, bestimmte KI-Suchfunktionen nur per Abonnement zur Verfügung zu stellen. Es wäre das erste Mal, dass ein Google-Kernprodukt etwas kostet.
Der US-Gigant entwickelt laut der Zeitung bereits die Technologie, um den Dienst einzuführen. Aber das Management habe noch nicht entschieden, ob oder wann er eingeführt werden soll. Die Standard-Suchmaschine soll auf jeden Fall weiterhin kostenlos bleiben.
Keine werbefreie Suche
„Wir arbeiten weiter an der raschen Verbesserung des Produkts, um den neuen Bedürfnissen der Nutzer gerecht zu werden“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg einen Google-Sprecher. „Wir arbeiten nicht an einem werbefreien Sucherlebnis und ziehen es auch nicht in Betracht. Wie schon so oft, werden wir auch weiterhin neue Premiumfunktionen und -dienste anbieten, um unser Abonnementangebot bei Google zu verbessern.“
Experten sehen in dem möglichen Schritt zur Bezahlschranke einen Hinweis darauf, dass Google noch nicht herausgefunden habe, wie es KI in die Internetsuche integrieren kann, ohne dabei seinem wichtigen Werbegeschäft zu schaden. Das populäre Sprachmodell Chat GPT hat mit seiner Fähigkeit, auf Fragen in ganzen Sätzen zu antworten, Google unter Druck gesetzt, nachzuziehen – aber auch mehrere Start-ups, die KI-basierte Suchen gegen Geld anbieten. Die Google-Suche spuckt nur eine Liste von Links zu Websites aus, darunter auch gut bezahlte Anzeigen.
Teuere Technologie
Seit vergangenem Jahr erprobt Google auch seinen eigenen KIgesteuerten Suchdienst, der neben Links zu Websites und Werbung auch personalisierte Antworten enthält. Die Funktionen wurden aber nur sehr langsam in die Hauptsuchmaschine integriert. Im Februar fügte der USInternetriese seinem Abonnementdienst für Verbraucher eine neue kostenpflichtige Stufe hinzu, die den Zugang zu seinem neuesten KI-Modell, Gemini, ermöglicht. Nutzer, die für dieses Abonnement namens Google One AI Premium bezahlen, können den fortschrittlichen GeminiChatbot nutzen und auf das generative KI-Modell in beliebten Diensten wie Gmail und Google Docs zugreifen.
Der Einsatz von generativer KI-Technologie für Suchanfragen sei sehr teuer, sagte ein ehemaliger Google-Mitarbeiter, der an den Suchprodukten des Unternehmens arbeitete. Für Google könnte die Erhebung von Gebühren für bestimmte KI-Suchfunktionen dem Unternehmen helfen, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, ohne sein Kerngeschäft mit Suchanzeigen zu kannibalisieren, so Mandeep Singh, Analyst bei Bloomberg Intelligence.
Aktie gab leicht nach
Auf den Märkten sorgten die Pläne Googles nach ihrem Bekanntwerden nur für moderate Bewegung. Die Aktien der Google-Mutter Alphabet gaben im erweiterten Handel um weniger als ein Prozent nach. (Bloomberg/ luis)