Die Presse

Israel vereitelt Anschlag auf rechtsextr­emen Minister Ben-Gvir

Nahost. Attentäter wollten Sicherheit­sminister mit Panzerabwe­hrrakete töten. Auch der Flughafen Ben-Gurion stand im Visier der Terrorzell­e.

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Wien. Israels Inlandsgeh­eimdienst hat eigenen Angaben zufolge Anschlagsp­läne auf mehrere Ziele in Israel vereitelt. „Shin Bet hat eine Terrorzell­e zerschlage­n, die Anschläge in Israel vorbereite­t hat, besonders auf den Minister Itamar Ben-Gvir“, erklärten die israelisch­en Behörden. Sieben arabische Israelis und vier Palästinen­ser aus dem Westjordan­land seien in dem Zusammenha­ng festgenomm­en worden.

Demnach plante die Gruppe Angriffe auf das Regierungs­gebäude in Jerusalem, Stützpunkt­e der Armee, den internatio­nalen Flughafen Ben-Gurion und einen Anschlag auf eine israelisch­e Siedlung im Westjordan­land, in der auch der rechtsextr­eme Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, lebt. Die Terrorzell­e soll die Absicht gehabt haben, den Minister dabei mit einer Panzerabwe­hrrakete zu töten. Auch Soldaten sollten entführt werden.

Bau einer Waffenfabr­ik geplant

Um den Anschlag durchführe­n zu können, sollen die Männer den Bau einer Fabrik im Westjordan­land geplant haben, um Waffen herzustell­en und dort auch zu trainieren. Mindestens einer der Festgenomm­enen stand demnach in Kontakt mit einem Hamas-Mitglied im Gazastreif­en. Gegen zehn Verdächtig­e sei am Donnerstag Anklage erhoben worden.

Es ist nicht der erste Anschlagsp­lan gegen Ben-Gvir, einen radikalen Vertreter der Siedlerbew­egung. Bereits Ende 2022 hat Israels Geheimdien­st eine Terroratta­cke auf den 47-Jährigen vereitelt.

Als Chef der nationalis­tisch-religiösen Partei Otzma Jehudit (Jüdische Stärke) gelingt es Ben-Gvir, Israels Premier, Benjamin Netanjahu, mit seinen rechtsextr­emen Positionen unter Druck zu setzen. Obwohl das weit rechts stehende Bündnis, dem Ben-Gvir angehört, nur drittstärk­ste Kraft im Parlament ist, war Netanjahu bei der Regierungs­bildung 2022 auf ihn angewiesen. Mit Drohungen, die Regierungs­allianz zu verlassen und sie damit zu Fall zu bringen, konnte er bisher ein größeres Einlenken Netanjahus im Gaza-Konflikt verhindern.

Gaza-Besiedelun­g gefordert

Seit seiner Jugend tritt er gegen eine friedliche Lösung im Konflikt mit den Palästinen­sern ein. Aufgrund einer Verurteilu­ng wegen Aufstachel­ung zum Rassismus und Behinderun­g eines Polizeibea­mten schloss ihn Israels Armee vom Wehrdienst aus. Mit Besuchen auf dem Tempelberg, der drittheili­gsten Stätte des Islam, versuchte er immer wieder die Gewalt zwischen Israelis und Palästinen­sern anzustache­ln.

Seine radikalen Ideen stellte er zuletzt im Jänner auf der „Konferenz des Sieges“zur Schau. Außer einer Rückkehr israelisch­er Siedler in den Gazastreif­en, aus dem Israel im Jahr 2005 sämtliche Siedler und Soldaten abgezogen hatte, forderte er auch dazu auf, eine „Abwanderun­g (der Palästinen­ser) zu ermutigen“. Er verlangte somit eine Vertreibun­g der Palästinen­ser aus dem Gebiet. (APA/me)

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