Die Presse

Alarm in Prag: Russland sabotiert Bahn

Tschechien berichtet von „Tausenden“Versuchen, das EU-Schienenne­tz zu stören.

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Prag/Brüssel. Die russische Kampagne gegen Europa beschränkt sich offenbar nicht nur auf Desinforma­tion und gezielte Ausschaltu­ng von Kritikern des Regimes im Kreml. Wie der tschechisc­he Verkehrsmi­nister, Martin Kupka, gegenüber der „Financial Times“erklärte, versuche Moskau auch, das Schienenne­tz der Europäisch­en Union zu sabotieren.

Laut Kupka habe die Moskauer Führung seit dem Überfall auf die Ukraine vor zwei Jahren „Tausende“Versuche unternomme­n, dass EU-Bahnnetz zu stören. Dabei hätten es russische Hacker auch auf das ITNetzwerk der tschechisc­hen Bahn abgesehen – unter anderem, um den Ticketverk­auf zu unterbrech­en oder das Verkehrsle­itsystem der Bahn unter ihre Kontrolle zu bringen. Die EU-Agentur für Cybersiche­rheit (Enisa) hat bereits vor einem Jahr einen Bericht über russische Aktivitäte­n in diesem Bereich erstellt – demnach waren damals primär die mitteloste­uropäische­n EU-Mitglieder Litauen, Lettland, Estland sowie Rumänien das Hauptziel der Saboteure.

Schnellzug nach Wien

Die Sicherheit des Schienenne­tzes ist umso dringliche­r, je schneller die Züge unterwegs sind. Hier plant Prag einen Quantenspr­ung, was die Anbindung Tschechien­s an seine EUNachbarn anbelangt. Laut Kupka bereitet Prag derzeit die Ausschreib­ung für eine Schnellbah­nverbindun­g zwischen Prag, Wien und Berlin vor – mit einer avisierten Fahrtzeit von vier Stunden für die gesamte Strecke.

Diese ist Teil des avisierten neuen Hochgeschw­indigkeits­netzes, das Mitteleuro­pa an die bestehende­n Netze in Deutschlan­d, Frankreich und Italien anbinden soll. Im Rahmen ihres laufenden Infrastruk­tur-Investitio­nsprogramm­s CEF hat die Kommission knapp 26 Mrd. Euro in den Bahnausbau vorgesehen. (red.)

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