Europol warnt vor 821 kriminellen Netzwerken
Der mit Abstand wichtigste Geschäftszweig der Gangster in der Europäischen Union ist der Drogenhandel.
Brüssel. Die europäische Polizeibehörde Europol hat 821 kriminelle Netzwerke ausgemacht, von denen eine besonders hohe Bedrohung für die innere Sicherheit der EU ausgehe. Diese Gruppen hätten in Summe über 25.000 Mitglieder, geht aus einem Bericht hervor, der am Freitag in Brüssel vorgestellt wurde. Die Hälfte der Netzwerke sei demnach ganz oder zum Teil im Drogenhandel aktiv.
Für die EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, stellen solche Netzwerke „eine der größten Bedrohungen für unsere Gesellschaften“dar, wie sie bei der Vorstellung des Berichts gesagt hat. Ein Drittel der kriminellen Gruppen sei seit über zehn Jahren aktiv, zum Teil auch nachdem führende Köpfe verhaftet worden seien. Eine Schlüsselerkenntnis des Berichts sei, dass nur die wenigsten Gruppen (18 Prozent) in mehreren Feldern aktiv seien, so die Europol-Chefin Catherine de Bolle. Der mit Abstand wichtigste Bereich sei der Drogenhandel (295 Gruppen, die ausschließlich in diesem Bereich aktiv sind). 113 Gruppen davon lebten ausschließlich vom Handel mit Kokain. Andere wichtige Felder seien Betrug (125 Gruppen), Diebstahl (63 Gruppen) und Schlepperei (48 Gruppen). Alle 821 Gruppen seien in mehr als einem Staat aktiv, allerdings hätten drei Viertel einen regionalen Fokus und sind in maximal sieben Ländern aktiv. Die Netzwerke seien auch intern oft international aufgestellt, mit nur 32 Prozent der Gruppen, deren Mitglieder alle die gleiche Nationalität haben.
Am Donnerstag haben italienische Behörden eine grenzüberschreitend agierende Bande ausgehoben, die für Italien vorgesehene Corona-Hilfsgelder von 620 Millionen Euro abgezweigt hat. (APA)