Die Presse

Russische Spur bei BVT-Razzia wird untersucht

Spionage. „Es wird in alle Richtungen ermittelt“, so Innenminis­ter Karner. Grüne kritisiere­n FPÖ als „Putins Gehilfen“.

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Wien. In der Causa Ott wird auch zu einer möglichen Rolle Russlands bei der BVT-Razzia im Februar 2018 ermittelt. Das gab Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) am Freitag am Rande einer Pressekonf­erenz bekannt. Zuvor hatte die „Presse“berichtet, dass sich aufgrund der neuen Vorwürfe gegen Ex-Verfassung­sschützer Egisto Ott bei der BVT-Razzia mögliche Spuren nach Russland zeigen. Diese Frage sei Teil des fast 100-seitigen Haftbefehl­s, und hier werde „in alle Richtungen mit vollem Hochdruck ermittelt“, so der Innenminis­ter.

Für Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer hat mit Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek und Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) in der Ära Türkis-Blau eine „Destabilis­ierungskam­pagne gegen Österreich“eingesetzt. 2018 habe diese in der Razzia beim Verfassung­sschutz gegipfelt. Es gehe um die potenziell­e Unterwande­rung österreich­ischer Geheimdien­ste durch russische Agenten, deshalb habe man auch die Einberufun­g des Nationalen Sicherheit­srats verlangt, so Maurer. Dieser tagt am Dienstag.

Der FPÖ warf Maurer vor, Österreich zu einem Satelliten­staat Russlands umwandeln zu wollen. Die Grüne sprach von „absolut alarmieren­den, letztlich untragbare­n Machenscha­ften der Freiheitli­chen Partei als Putins Gehilfen“. Für FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker handelte es sich bei Maurers

Vorwürfen indes um eine „grüne Märchenstu­nde“. Die FPÖ setze sich für Frieden und Neutralitä­t ein, während die Grünen von einer Friedens- zu einer Kriegspart­ei verkommen seien. Den Spionagefa­ll Ott sieht die FPÖ als ÖVP-Skandal.

Debatte um mehr Befugnisse

Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) pochte am Freitag erneut darauf, die Überwachun­gsbefugnis­se der Nachrichte­ndienste auszuweite­n. Konkret gehe es dabei um das Abhören verschlüss­elter Messenger-Dienste oder leichtere Sicherstel­llungen von verdächtig­er, technische­r Ausstattun­g.

Eine der Fragen, die nun auch diskutiert werden, betrifft Otts Job nach der Versetzung aus dem BVT, die ja aufgrund eines Spionageve­rdachts erfolgt sein soll. Ab 2017 war er in der Sicherheit­sakademie des Innenminis­teriums tätig, diese Woche erklärte Ex-BVT-Chef Peter Gridling, dass man Ott „beim ersten belastbare­n Moment“dorthin versetzt habe. Nur: Warum konnte Ott weiter als Innenresso­rtvertrete­r agieren? In Sicherheit­skreisen wird erklärt, dass es im Ministeriu­m Verdachtsm­omente gegeben habe, Ott ist auch mehr als einmal suspendier­t worden. Weil das Bundesverw­altungsger­icht aber 2018 seine Suspendier­ung aufhob, sei man – auch beamtendie­nstrechtli­ch – nicht imstande gewesen, ihn zu entfernen. (dab/kk)

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