Man muss „Schwoaz“sehen
Sturms Cupsieg gegen Salzburg kann Folgen für die Liga haben. Wackelt Salzburg, oder war das erneute CupAus wieder nur ein Ausrutscher?
Sturm Graz gegen Rapid: Wie schon im Vorjahr stehen sich diese beiden Mannschaften wieder im Finale des ÖFB-Cups gegenüber. Es war erfrischend anzusehen, wie die Steirer gegen Seriensieger Salzburg beim 4:3 im Halbfinale aufgetreten waren. Tempo, Offensive und Verlangen der Mannschaft, vor allem jedoch die kompromisslose Passkultur, die der Georgier Otar Kiteishvili da ausspielte, könnten durchaus Blaupausen für andere Klubs in der Liga sein, wie man in WalsSiezenheim bestehen könnte. Ob sich einer die „Schwoazen“als Vorbild nimmt, womöglich schon Rapid am Sonntag beim Gastspiel in Salzburg?
Freilich, es war nur ein CupSpiel. Der Meistertitel verlangt, auch in Österreich, hingegen Konstanz über eine komplette Saison hinweg. Ob umstritten in der Tabelle geteilt oder vollkommen sinnbefreit mit geteilten Punkten nach 22 Runden, da könnte Salzburg weiterhin den längeren Atem haben. Wenngleich, man sah schon im Vorjahr einen Verlust an Spielkultur, Qualität und Einheit. Der Serienchampion wackelt. Diese Beobachtung verstärkt sich diese Spielzeit umso mehr, sodass nun auch an der Seitenlinie unter Trainer Gerhard Struber zusehends Ruhe herrscht.
Spannenderes hätte dem österreichischen Fußball nicht passieren können. Seit dem RedBull-Einstieg 2005 hat Sturm vier von sechs Cup-Duellen gewonnen. Auch ist die Vision vom zehnten Double der Klubgeschichte versenkt worden, und Christian Ilzer darf sich einmal mehr darin sonnen, die bessere Taktik und höhere Motivationskunst denn sein Widerpart ausgebrütet zu haben. Fünf Punkte liegen die Steirer acht Runden vor Schluss hinter dem Tabellenführer. Das letzte direkte Duell in der Bundesliga endete mit 1:0 für den Titelverteidiger.
Auch Österreichs Teamchef, Ralf Rangnick, sollte diese Partie analysieren. Der kapitale Patzer von Tormann Alexander Schlager bei einem Treffer wirkt nach. Auch bei zwei weiteren Toren wirkte er nicht sonderlich sicher, seit 2009 hatte Salzburg im eigenen Stadion nicht mehr vier Tore kassiert. Alternativen hat Rangnick, etwa mit Patrick Pentz (Tabellenführer in Dänemark mit Brøndby). Struber hat sie eher nicht.
Schon am Sonntag wird man mehr wissen. Fegt Salzburg über Rapid hinweg, ist das Cup-Aus abgehakt und der Meistertitel schon früh greifbar. Gelingt Rapid – die Verwandlung des Spiels unter Trainer Robert Klauß ist bemerkenswert – eine Überraschung (selbst ein Remis kann viel bewirken), ist frisch Öl ins Fußballfeuer gegossen. Dann müsste man „Schwoaz“sehen.