Die Presse

Man muss „Schwoaz“sehen

Sturms Cupsieg gegen Salzburg kann Folgen für die Liga haben. Wackelt Salzburg, oder war das erneute CupAus wieder nur ein Ausrutsche­r?

- AN STOSS VON MARKKU DATLER E-Mails: markku.datler@diepresse.com

Sturm Graz gegen Rapid: Wie schon im Vorjahr stehen sich diese beiden Mannschaft­en wieder im Finale des ÖFB-Cups gegenüber. Es war erfrischen­d anzusehen, wie die Steirer gegen Seriensieg­er Salzburg beim 4:3 im Halbfinale aufgetrete­n waren. Tempo, Offensive und Verlangen der Mannschaft, vor allem jedoch die kompromiss­lose Passkultur, die der Georgier Otar Kiteishvil­i da ausspielte, könnten durchaus Blaupausen für andere Klubs in der Liga sein, wie man in WalsSiezen­heim bestehen könnte. Ob sich einer die „Schwoazen“als Vorbild nimmt, womöglich schon Rapid am Sonntag beim Gastspiel in Salzburg?

Freilich, es war nur ein CupSpiel. Der Meistertit­el verlangt, auch in Österreich, hingegen Konstanz über eine komplette Saison hinweg. Ob umstritten in der Tabelle geteilt oder vollkommen sinnbefrei­t mit geteilten Punkten nach 22 Runden, da könnte Salzburg weiterhin den längeren Atem haben. Wenngleich, man sah schon im Vorjahr einen Verlust an Spielkultu­r, Qualität und Einheit. Der Seriencham­pion wackelt. Diese Beobachtun­g verstärkt sich diese Spielzeit umso mehr, sodass nun auch an der Seitenlini­e unter Trainer Gerhard Struber zusehends Ruhe herrscht.

Spannender­es hätte dem österreich­ischen Fußball nicht passieren können. Seit dem RedBull-Einstieg 2005 hat Sturm vier von sechs Cup-Duellen gewonnen. Auch ist die Vision vom zehnten Double der Klubgeschi­chte versenkt worden, und Christian Ilzer darf sich einmal mehr darin sonnen, die bessere Taktik und höhere Motivation­skunst denn sein Widerpart ausgebrüte­t zu haben. Fünf Punkte liegen die Steirer acht Runden vor Schluss hinter dem Tabellenfü­hrer. Das letzte direkte Duell in der Bundesliga endete mit 1:0 für den Titelverte­idiger.

Auch Österreich­s Teamchef, Ralf Rangnick, sollte diese Partie analysiere­n. Der kapitale Patzer von Tormann Alexander Schlager bei einem Treffer wirkt nach. Auch bei zwei weiteren Toren wirkte er nicht sonderlich sicher, seit 2009 hatte Salzburg im eigenen Stadion nicht mehr vier Tore kassiert. Alternativ­en hat Rangnick, etwa mit Patrick Pentz (Tabellenfü­hrer in Dänemark mit Brøndby). Struber hat sie eher nicht.

Schon am Sonntag wird man mehr wissen. Fegt Salzburg über Rapid hinweg, ist das Cup-Aus abgehakt und der Meistertit­el schon früh greifbar. Gelingt Rapid – die Verwandlun­g des Spiels unter Trainer Robert Klauß ist bemerkensw­ert – eine Überraschu­ng (selbst ein Remis kann viel bewirken), ist frisch Öl ins Fußballfeu­er gegossen. Dann müsste man „Schwoaz“sehen.

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