Keine US-Zinssenkung? Börsen sind nervös
Börsenreport. An den Börsen kam es am Freitag zu Kursverlusten. Wegen eines Mannes.
Wien. An der Börse können schon wenige Wortspenden für Unsicherheit sorgen. Und an manchen Tagen sogar zu einem regelrechten Absturz der Märkte führen. Das ist etwa am Freitag passiert. Der Frankfurter Leitindex DAX lag am frühen Nachmittag um 1,4 Prozent im Minus, ebenso wie die Schweizer und die Pariser Börse. Und auch die Wall Street war mit Abschlägen von deutlich über einem Prozent am Donnerstag aus dem Handel gegangen, am Freitag lag sie aber im Frühhandel im Plus.
Doch was war passiert? Am Donnerstag hatte sich Neel Kashkari, seines Zeichens regionaler Notenbankpräsident von Minneapolis, äußerst zurückhaltend zu möglichen Zinssenkungen geäußert.
„Wenn sich die Inflation weiterhin seitwärts bewegt, dann würde ich infrage stellen, ob wir diese Zinssenkungen überhaupt vornehmen müssen“, sagte Kashkari in einem Interview mit dem Finanzportal Pensions & Investments. „Die Wirtschaft hat im Moment viel Schwung.“
Kashkari gehe davon aus, dass die Fed ihren Leitzins für einen längeren Zeitraum in der derzeitigen Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent halte, falls die Inflation weiterhin stärker als erhofft ausfallen sollte. Sollte das nicht funktionieren, seien weitere Zinserhöhungen „nicht vom Tisch, aber sie sind auch kein wahrscheinliches Szenario angesichts dessen, was wir jetzt wissen“.
Aussagen wie diese sind einerseits verwunderlich, andererseits auch nicht. Denn die Inflation lag in den USA bei 3,1 Prozent und im Februar bei 3,2 Prozent. Beides lag nicht im Rahmen der Erwartungen. Zudem hat die USNotenbank erst kürzlich ihre Aussichten für das Wirtschaftswachstum der USA von 1,4 auf 2,1 Prozent nach oben revidiert. Die Fed hat im Prinzip also keine Not, die Zinsen zu senken.
Zeitgleich hatte die Fed nach ihrer letzten Notenbanksitzung jedoch gesagt, ein Absinken der Zinsen um 0,75 Prozentpunkte zu erwarten. Der Start der Zinssenkungen war noch vor dem Sommer erwartet worden. (ag/nst)