Ein Stargeiger auf Bach-Tournee
Leonidas Kavakos konnte den Goldenen Saal mit seinem Bach-Programm nicht zum Toben bringen.
Ein ganzer Abend mit Bach-Konzerten – eine Seltenheit, außerhalb von Barockfestivals. Zu danken dafür war Leonidas Kavakos, der gerade eine CD mit vier solchen Konzerten aufnahm und nun damit tourt – nur eben nicht in der Stadthalle oder im Gasometer, sondern im Goldenen Saal des Musikvereins. Seine Band Apollon Ensemble besteht aus sechs griechischen Musikerfreunden – eine Besetzung kleiner noch als selbst Bachs und kompakt genug, um in einen VW-Bus zu passen. Nur das Cembalo müsste auf das Dach.
Kavakos hat viel ausprobiert, bevor er sich an Bach gewagt hat. Herausgekommen ist dabei ein Hybridstil mit modernen Instrumenten, aber historischen Ansätzen und tieferer Stimmung. Ein Barockgeiger ist er deswegen nicht geworden; in Sachen Ausschmückung und musikalischer Freiheiten – bzw. deren Absenz – machte sich das bemerkbar. Auch war der sonst perfekte Ton von Kavakos nicht immer präsent. Dafür gab es immer wieder Beweise der außerordentlichen Kontrolle, die der Ausnahmekünstler über sein Instrument hat.
Bei aller Beherrschung der Instrumente war allerdings das Ganze weniger als die Summe seiner Teile. Warum? Am Cembalisten lag es nicht. Immer wieder trieb er die Crew von hinten an. Aber man musste schon richtig lauschen, um das Instrument zu hören. Und so gut die fünf übrigen Streicher auch spielten, es war doch kein Musizieren unter Gleichen, sondern das Zuarbeiten an einen Star. Vielleicht hat deswegen so manch langsamer Satz etwas buchstabiert geklungen. Immerhin ging im letzten Konzert, BWV 1052, so die Post ab, dass man leicht versöhnt wurde. Als Zugabe gab es, wie auch auf der CD, die sogenannte Air on a G-String. (lau)