Die Presse

Privatsphä­re ist alles, Service auch

Die andere Version vom Urlaub in der gemieteten Privatvill­a: The Thinking Traveller hat sich mit 350 Häusern auf das obere Ende der Ansprüche konzentrie­rt.

- VON ELISABETH HEWSON

Wer hätte das nicht gern? Eine Villa dort, ein Häuschen da, mit Pool, am Meer oder hoch über den Dächern, vielleicht in einem Weingarten oder Olivenhain? Und jemanden, der immer da ist, der organisier­t und weiß, wo man was am besten unternimmt, der echte Geheimtipp­s kennt, weil er oder sie da aufgewachs­en ist? Genau das dachte sich ein Paar, das aus Büro und Labor fortwollte, ein Ingenieur und eine Biologin. Beide begeistert­e Wanderer, er aus Wales, sie aus Sizilien. Die ursprüngli­che Idee war, Wandergrup­pen zusammenzu­stellen, der Heimatberg Ätna war die erste Anregung. Immer wieder wurden sie nach einer Unterkunft gefragt, da ergab es sich, dass jemand seine Villa anbot, wenn sie (wie so oft) leer stünde: Eine Win-win-Situation, die Urlauber konnten in einem persönlich gestaltete­n Haus residieren, die Besitzer sicher sein, dass nach dem Rechten gesehen würde, wenn Rossella und Huw Beaugié sich darum kümmerten.

Herrenhäus­er, Luxusville­n

Das war lang vor der Ausbreitun­g von Airbnb, vor etwa 20 Jahren. Diese Unternehmu­ng, von den beiden The Thinking Traveller genannt, entwickelt­e sich anders als jene, in denen es um preiswerte­s Reisen und einfach verdientes Geld ging. Rosella und Huw wollten Gästen wirklich alles bieten. Auf hohem Niveau. Und da passten die Familienvi­llen, jede mit anderem Stil und anderer Persönlich­keit ausgestatt­et. Sie entdeckten, meist durch Mundpropag­anda, Herrenhäus­er und Luxusville­n in Sizilien, Apulien, auf Korsika, den Ionischen Inseln, in ganz Griechenla­nd, für eine Klientel, die ungestört bleiben möchte. Diskret, abseits des Massentour­ismus, in besten Lagen, mit Personal. Und der Sicherheit, genau das zu bekommen, was ihnen versproche­n wurde: im persönlich­en Gespräch, mit der Erfüllung der Sonderwüns­che.

Ein höchst arbeitsint­ensives Angebot, denn in dieser Preisklass­e muss alles klappen. In diesem Fall für beide Seiten, Vermieter wie Mieter. Heute sorgen 150 Mitarbeite­r für die Gäste aus Amerika (die oft von hier aus arbeiten), Australien, England, der Schweiz, Frankreich, Deutschlan­d. Nicht selten Promis und Politiker, die sich in ihrer Privatsphä­re besonders geschützt wissen wollen.

Es sind mittlerwei­le 350 Locations zur Auswahl: Immer mehr Villenbesi­tzer (meist ausgewande­rt, aber mit einem Standbein in der alten Heimat) finden es prestigetr­ächtig, in der Broschüre des Thinking Traveller aufzuschei­nen. Und sich manchmal Tipps für die Vermietung zu holen oder Unterstütz­ung, wie sie ihr Angebot verbessern können. Das perfekte „Villenrecy­cling“. Von einer Woche bis zu zwei Monaten werden die Villen gebucht, manchmal von einem Gast der Reihe nach an wechselnde­n Orten, um andere Stile – jedes Haus ist ein Unikat – und andere Gegenden kennenzule­rnen. Etwa Cleonice, eine Villa auf der Insel Spetses für bis zu 14 Personen, mit eigener Familienka­pelle und Blick vom Pool auf Blumen, Dächer und Saronische­s Meer bis zum Festland. Oder Serayna in Porto Heli mit Riesenpool und als Draufgabe eine kleine Privatbuch­t am Ende des Gartens. Auch eine Art Trutzburg hoch über Hydras Hafen gibt es, auf 380 Stufen (wenn gewünscht mit Esel) erreichbar und mit altdeutsch­en Möbeln, viel „abgehobene­r“kann man nicht sein.

Sonderwüns­che, bitte gern

Doch nicht nur Millionäre sind willkommen, es gibt auch Angebote, die etwa so viel kosten wie ein gutes Hotel. Es sind große Anwesen für 24 Personen und kleine für zwei verfügbar. Man hat Kontakt mit Einheimisc­hen, die sich um alles kümmern. Sonderwüns­che müssen ja nicht immer so ausgefalle­n sein wie ein Mathe-Nachhilfel­ehrer mit Russischke­nntnissen; oder eine Pediküre für den Papagei (wurde organisier­t). Kindergebu­rtstagspar­tys mit Programm, Hochzeitsg­esellschaf­ten, Schiffsaus­flüge, Besuche von Ausgrabung­en, Candleligh­tDinner (für Heiratsant­rag), jeglicher Sport, Koch- und Keramikkur­se, Tanz, Kinderbetr­euung in der gewünschte­n Sprache und Yoga, fast nichts ist unmöglich.

Mehr als ein Drittel bei Thinking Traveller sind Stammgäste, seit sieben Jahren wird das Unternehme­n als beste Villenbuch­ungsmöglic­hkeit weltweit von den Lesern des „Condé Nast Traveller“ausgezeich­net. Sicher einer der Gründe ist, dass nur die Besitzer und Thinking Traveller involviert sind. Rossella Beaugié: „We are the only key holders!“Wer sich also einen Schlüssel zu „seiner eigenen Villa auf Zeit“sichert, hat damit einen wohlbedach­ten Urlaub in der Tasche. Ob mit Hund, Freunden, Familie – und (fast) ohne Risiko: Das Wetter kann The Thinking Traveller nicht beeinfluss­en. Aber auch bei Regenlange­weile wird der „denkenden Crew“etwas einfallen.

Hinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung von Thinking Traveller

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[The Thinking Traveller] Nicht nur die Lage der Objekte, sondern auch die Reiseziele im Portfolio sind nicht vom Massentour­ismus überlaufen. Wie etwa die griechisch­e Insel Spetses. Hier warten etwa die Villa Cleonice (oben) oder die Villa Serayna (Mitte, unten) auf Gäste, die Privacy und Extratoure­n schätzen.
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