Hält der Aufschwung bei Gold an?
Zertifikate. Bei der Commerzbank beobachtet man den aktuellen Auftrieb bei der Goldnotierung mit Skepsis und begründet dabei auch die Vorsicht.
Wien. Anfang März war es so weit: Da übertraf der Goldpreis das alte Rekordhoch, das vergangenen Dezember bei rund 2117 Dollar je Unze erreicht worden war. Zuletzt kletterte die Notierung sogar auf gut 2330 Dollar. Bei manch einem Experten sorgt die Entwicklung jedoch für Rätselraten. Thu Lan Nguyen, Rohstoffanalystin bei der Commerzbank, meint, es falle schwer, eine überzeugende Erklärung zu finden.
Sie geht in diesem Zusammenhang auf mehrere Entwicklungen ein, so etwa auf die aktuelle Geldpolitik. „Seit Mitte März sind die Erwartungen rund um die erste Zinssenkung in den USA erneut zurückgekommen.“Die Mehrheit der Marktbeobachter erwartet den Schritt derzeit im Juni, eine weitere Verschiebung wird von manchen nicht mehr ausgeschlossen. Der Umstand dürfte auf die überraschend starken US-Inflationszahlen im Jänner sowie im Februar zurückzuführen sein, meint Nguyen. Die US-Verbraucherpreise legten allein im Februar um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert stärker als erwartet zu. Damit ist zumindest der Inflationsrückgang ins Stocken geraten.
Sollte die Geldpolitik deshalb länger restriktiv bleiben, dürfte ein Zinsinvestment noch eine Weile einen höheren Ertrag einbringen, während ein Goldinvestment gar keine Zinsen abwirft. Das Edelmetall sollte in solch einem Umfeld eigentlich weniger attraktiv sein. Die Aussicht auf ein länger anhaltendes Zinshoch ist im Übrigen auch der Grund, weshalb jüngst der Dollar zum Euro an Wert gewonnen hat. So lockt eine bessere Verzinsung eine Menge internationales Kapital an.
China als Preistreiber?
Nguyen verweist auf eine weitere Entwicklung am Markt für das gelbe Edelmetall und meint, dass Marktbeobachter die anhaltend starken Goldkäufe aus China, insbesondere seitens der chinesischen Zentralbank, als Preistreiber sehen. Allein im Februar lagen die Käufe bei knapp 400.000 Unzen.
Doch es gibt noch einen Aspekt, der derzeit offenbar den größten Einfluss hat: die wachsenden geopolitischen Konflikte in der Ukraine sowie im Nahen Osten. Denn Gold wird unter anderem als Krisenschutz gehortet. Aber: Auch der Ölpreis hat aufgrund der wachsenden Spannungen zugelegt. Sollte der Auftrieb andauern, wird auch die Sorge vor einem erneuten Inflationsanstieg wieder wachsen – mit entsprechenden Konsequenzen. „Sollten insbesondere die US-Zinssenkungserwartungen einen weiteren Dämpfer erfahren, könnte dies Investoren zu Gewinnmitnahmen bei Gold motivieren“, konstatiert Nguyen.
Commerzbank zurückhaltend
Alles in allem bleibt ihre Einschätzung daher zurückhaltend. „Das weitere Aufwärtspotenzial dürfte mittel- bis langfristig begrenzt sein.“Nguyen bleibt nämlich vorsichtig und sieht anhaltende Inflationsrisiken: „Es wird vermutlich keinen ausgeprägten US-Zinssenkungszyklus geben.“Daher wurde die Goldpreisprognose bis Ende kommenden Jahres nur geringfügig auf 2200 Dollar angehoben, somit ein Stück unter der aktuellen Notierung.
Anleger, die dem Goldpreis in nächster Zeit ebenfalls nur noch begrenztes weiteres Potenzial einräumen, können auf solch eine Entwicklung mit einem Discount-Zertifikat setzen. Mit diesem Produkt kauft man sich in den Basiswert günstiger ein, als dieser an der Börse kostet. Doch dafür profitiert man von möglichen Kursanstiegen des Basiswertes nur begrenzt, und zwar bis zu einem fixen Cap. Nach unten hin gibt es einen Verlustpuffer in Höhe des Diskonts, zu dem man den Basiswert günstiger erworben hat. Erst wenn der Kurs des Basiswertes kräftig sinkt, sodass der Puffer aus dem Diskont aufgebraucht ist, erleidet man auch mit dem Zertifikat einen Verlust. Dann ist zugleich der sogenannte Break-EvenPunkt unterschritten worden.
Ein solches Produkt bietet die BNP Paribas an (DE000PC0XJ84). Der Cap liegt bei 2350 Dollar, der aktuelle Break-Even-Punkt bei 2252,418 Dollar. Letzter Handelstag ist am 21. Juni 2024. Beim DiscountZertifikat der Citi liegt der Cap bei 2375 Dollar (DE000KJ5KDM3). Der aktuelle Break-Even-Punkt liegt bei 2258,226 Dollar. Letzter Handelstag ist der 20. Juni 2024. Wichtig ist allerdings zu wissen: Bei beiden Produkten sind sehr wohl auch Verluste möglich.