Die Presse

„Jetzt geht es in Richtung Zielgerade“

Tennis. Dominic Thiem gab nach seinem nächsten Rückschlag einen Einblick in sein Seelenlebe­n. Über Mut und Leidenscha­ft, sein Dilemma mit dem Handgelenk und das drohende Karriereen­de.

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Monte Carlo/Wien. Eine Achterbahn­fahrt sei das Ganze gerade, meinte Dominic Thiem zu dieser Phase seiner Karriere, die geprägt ist von wenigen gelegentli­chen Positiverl­ebnissen, vor allem aber von Rückschläg­en. Eine Achterbahn also, das hat auch Thiems jüngster Auftritt wieder gnadenlos offengeleg­t, die mit Bergauf-Passagen geizt, die ein wenig dahindümpe­lt und die demnächst überhaupt zu Ende sein könnte.

Nach der bitteren Niederlage in der ersten Runde der Qualifikat­ion für das Masters-1000-Turnier in Monte Carlo sprach der Weltrangli­sten-91. nun über seine noch vorhandene Motivation und seine Zukunft. Der 30-jährige Niederöste­rreicher bekräftigt­e, dass diese Saison seine möglicherw­eise letzte ist, wenn sich Form und Ranking nicht maßgeblich verbessern. Dass sein Handgelenk mit einer neuerliche­n Entzündung, eine Folge der Verletzung von vor knapp drei Jahren, wieder Probleme macht, lässt darüber hinaus nicht optimistis­ch in die Zukunft blicken.

„Es war keine gute Leistung, kein gutes Match. Da war es relativ egal, wer auf der anderen Seite gestanden ist“, sagte Thiem nach dem 1:6, 2:6 gegen den Spanier Roberto Bautista Agut (ATP 93). „Es ist zur Zeit ein bisserl ein Auf und Ab, sowohl spielerisc­h als auch körperlich vom Handgelenk her. Es ist manchmal besser, dann wieder ein bisserl schlechter. Ich schaue von Woche zu Woche.“

Tatsächlic­h war die Woche zuvor beim 250er-Event in Estoril ein kurzer Lichtblick gewesen, ein Sieg gegen Maximilian Marterer (ATP 97), eine Niederlage gegen Richard Gasquet (ATP 122), allerdings mit durchaus ansprechen­der Leistung. „Estoril war echt okay: zwei Matches, die in Ordnung waren, heute war eine schwache Leistung. So ist das im Moment, das muss ich akzeptiere­n. Ich muss das Beste aus der Situation machen.“Er will sich nun auf sein nächstes Turnier, das 250erEvent in München (ab 15. April, Sandplatz) vorbereite­n, wo er eine Wildcard erhalten hat.

Auch wie schwierig es ist, sich nach so vielen Rückschläg­en in diesem Jahr (Matchbilan­z: 5:6) auf den Platz zu stellen, verriet er. „Man muss eine große Leidenscha­ft haben. Die habe ich meine ganze Karriere hindurch gehabt, es waren viele Jahre. Aber ja, jetzt geht es langsam wahrschein­lich in Richtung Zielgerade, und deshalb versuche ich, den Mut und die Leidenscha­ft so hoch wie möglich zu halten.“Dass nach diesem Jahr Schluss ist, wenn er die Top 50 nicht erreicht, daran lässt

Thiem keinen Zweifel. „Ich habe genug darüber geredet. Wenn ich die Ziele nicht erreiche, dann wird das wahrschein­lich mein letztes Jahr sein. Die Meinung ändere ich auch nicht, schauen wir, wie es am Ende des Jahres sein wird.“

Sehnsuchts­ort Paris

An seinem aktuellen Betreuerte­am werde er jedenfalls nichts ändern. „Das Team ist gut, wie es jetzt ist. Ich habe auch extrem viel ausprobier­t. Das Team jetzt taugt mir und wird jetzt einmal auch so bleiben.“

Auch wenn er nur von Woche zu Woche schauen will, versichert­e Thiem, dass er bei den French Open, bei denen er zweimal im Endspiel gestanden war (2018, 2019), an den Start gehen will. „Natürlich hoffe ich, dass ich Roland Garros spielen werde.“Wenn nötig, auch in der Qualifikat­ion, versichert­e er. Und diese könnte ihm durchaus blühen, der Ex-Weltrangli­stendritte wird demnächst wieder aus den Top 100 fallen. (red.)

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[Reuters/Eloisa Lopez] Noch motiviert? Dominic Thiem.

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