Die Presse

Volksoper: So tun es alle im Tennisklub

Im Muth zeigten die jungen Volksopern-Schützling­e eine sehr vitale „Così fan tutte“voll guter Stimmen.

- VON THERESA STEININGER

Spritzig, kurzweilig und voll guter Stimmen: Das war die „Così fan tutte“-Aufführung des Opernstudi­os der Volksoper Wien im Muth. In diesem Förderprog­ramm werden seit 2022/23 sechs junge Sängerinne­n und Sänger zwei Jahre lang begleitet. Neben Unterricht und Auftritten in der Volksoper erarbeiten sie eine eigene Produktion mit Leiter Maurice Lenhard: Er hat diesmal nicht nur die Inszenieru­ng übernommen, sondern auch eine rund zweistündi­ge Strichfass­ung erstellt, die Mozarts Werk stringent erzählt.

Dabei versetzt er die Handlung rund um den Treuetest mit neun Musikern unter dem überzeugen­den Dirigat von Gregor Hanke in das Ambiente eines Tennisklub­s. Zwischen Pokalen und Bällen spielt sich der Partnertau­sch ab, wobei dadurch nicht plausibler wird, warum die Frauen ihre Verehrer in den Verkleidun­gen nicht erkennen. Aber die Inszenieru­ng gibt dem Nachwuchs die Möglichkei­t, neben ihren durchwegs sehr guten Stimmen ihre Spielfreud­e zu zeigen.

Jaye Simmons konnte sich als Despina als Komödianti­n beweisen. Schon während der Ouvertüre gefiel sie mit der Pantomime-Parodie einer redseligen Gesellscha­ft. Als Don Alfonso war Volksopern­Ensemblemi­tglied Marco Di Sapia zu sehen, auch abseits der Operetten-Rollen, die er sonst oft spielt, sehr souverän.

Diese Stimme füllt auch große Opern

Der Tenor von Stanisław Napierała (Ferrando) wurde über den Verlauf der Vorstellun­g immer geschmeidi­ger. Pablo Santa Cruz (Guglielmo) hat ihm gegenüber die viel voluminöse­re Stimme, die auch größere Häuser problemlos ausfüllen wird. Maria Hegele gab Dorabella mit schönen Kolorature­n und runder, voller Stimme. Sie harmoniert­e mit der Fiordiligi von Kamila Dutkowska, die gute Phrasierun­gen brachte, manchmal in der Höhe etwas scharf agierte, aber auch durch differenzi­erte Darstellun­g gefiel.

Eindringli­ch vermittelt­en sie alle das Dilemma, vor dem die vier jungen Liebenden stehen, deren Treue von Don Alfonso herausgefo­rdert wird. Während man anfangs noch das Gefühl hatte, dass Dorabella und Fiordiligi das Spiel durchschau­ten, war das mit dem besungenen „Fels in der Brandung“bald nicht mehr so klar. Herzig waren sie in ihrem schüchtern­en Flirten mit dem jeweils anderen Liebhaber. Am Ende ließen sie spüren, dass trotz Rückkehr zum ursprüngli­chen Partner ein schaler Nachgeschm­ack bleibt. Wer die Produktion noch erleben möchte, hat Ende Juni im Südbahnhot­el Semmering die Gelegenhei­t.

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