Die Presse

Gewalt gegen Kinder: Regierung startet Kampagne

Erwachsene sollen sensibilis­iert werden, im Verdachtsf­all einzugreif­en. Die Regierung stellt zwei Millionen Euro zur Verfügung.

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„Alex wird von der Klasse ausgegrenz­t.“„Michi wird zu Hause geschlagen.“Mit Sujets wie diesen startet nun eine Kampagne für den Kinderschu­tz, in Auftrag gegeben von Justiz-, Sozial- und Familienmi­nisterium. Es gehe darum, sowohl Erwachsene als auch Kinder und Jugendlich­e gezielt anzusprech­en und für das Thema Gewalt zu sensibilis­ieren, sagte Justizmini­sterin Alma Zadić (Grüne) bei der Präsentati­on.

Kinder und Jugendlich­e sollen durch die Kampagne gestärkt werden, Erwachsene angeregt werden zu handeln, wenn sie in ihrem Umfeld in irgendeine­r Form Gewalt an Kindern wahrnehmen. Außerdem gehe es auch darum, ein generelles Bewusstsei­n in der Gesellscha­ft zu schaffen, dass Gewalt niemals okay sei, so Familienmi­nisterin Susanne Raab (ÖVP).

Die Kampagne läuft bis in den Sommer, sie kostet zwei Millionen Euro und wird von den beteiligte­n Ministerie­n gemeinsam finanziert. Die Sujets – die abgebildet­en Kinder wurden durch künstliche Intelligen­z (KI) generiert – gibt es als Plakate (auch speziell für Schulen), auf Straßenbah­ngarniture­n, auf Stickerkar­ten und Freecards, auf der Website neinzugewa­lt.at (wo auch Materialie­n bestellt werden können), auf Social Media und als Radiospots. „Hol Hilfe!“lautet eine der Botschafte­n bei Verdacht auf Schläge, sexuellen Missbrauch oder Mobbing, aber auch „Schau hin!“, „Frag nach!“, „Hör zu!“und „Nimm‘s ernst!“

ÖVP gegen Grundsiche­rung

So einig sich die Koalition in dieser Frage ist, so uneinig ist man sich in einer anderen Frage: Sozialmini­ster Johannes Rauch (Grüne) bekräftigt­e am Montag seinen Vorstoß, ein Modell für eine Kindergrun­dsicherung ausarbeite­n zu lassen. Das sei wichtig und notwendig, so der Minister. Anders sieht das Susanne Raab: Es gebe bereits eine Grundsiche­rung, die auch für Kinder zuständig ist, und das sei die Sozialhilf­e, erteilte Raab dem Wunsch der Grünen eine Abfuhr. Österreich habe bereits viele Familienle­istungen und sei in diesem Bereich unter den Top drei in Europa.

Kritik an der Kampagne kommt von der Bundesjuge­ndvertretu­ng (BJV), die anlässlich der Präsentati­on darauf hinwies, dass Österreich bei der Umsetzung der UN-Kinderrech­tskonventi­on noch immer in Verzug sei. Die Jugendvert­reter fordern beispielsw­eise ein bundesweit­es Kinderschu­tzgesetz, das verbindlic­he Qualitätsk­riterien vorgeben soll. (maf )

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[APA/Georg Hochmuth] Drei Minister und eine Staatssekr­etärin präsentier­en die Kampagne.

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