Die Presse

Babler will „Bündnis“gegen Blau

Die SPÖ stimmt sich bei einer zweitägige­n Klausur auf das Superwahlj­ahr ein – dabei versprach er trotz teils trister Umfragen „Wahlsiege“und machte Koalitions­andeutunge­n.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Wien/Vösendorf. An sich ist es nicht unüblich, als Parlaments­klub in gewissen Abständen zur Tagung zusammenzu­kommen. Dabei werden Themen gesetzt und besprochen, die im parlamenta­rischen Alltag anstehen. Eine ganze Partei ist damit selten beschäftig­t, von größerem öffentlich­en Interesse ist derlei in der Regel nicht begleitet.

Nicht so am Montagvorm­ittag in Vösendorf bei Wien. Am Ende des Saales waren allerhand Fernsehkam­eras aufgebaut, und gekommen waren nicht nur die roten Abgeordnet­en aus Nationalra­t und EU-Parlament sowie die Mitglieder des Bundesrate­s, sondern diesmal auch die Fraktionsc­hefs aus allen Landtagskl­ubs. Auch EU-Spitzenkan­didat Andreas Schieder hatte bereits am Montag einen großen Auftritt auf der Bühne.

Der Grund dafür, wie man in der SPÖ ganz offen ausspricht: Mit dieser Klubtagung will die sozialdemo­kratische Spitze ihre Mandatare auf das Superwahlj­ahr einstimmen. Dass man die Reihen schließen will, äußerte sich auch darin, dass mit dem burgenländ­ischen SPÖ-Klubchef, Roland Fürst, auch ein Doskozil-Intimus angereist war. Am Abend sollte dann auch noch die Band von Gewerkscha­ftsboss und SPÖ-Abgeordnet­en Josef Muchitsch – der erst unlängst den Kurs der Partei unter Andreas Babler grundlegen­d kritisiert hat – zur Erheiterun­g der roten Gesellscha­ft aufspielen. Bei seiner Eröffnungs­rede erklärte SPÖ-Klubchef Philip Kucher, dass er sich über die Anwesenhei­t der Klubspitze­n „vom Neusiedler­bis zum Bodensee“freue – wiewohl einige nur ihre Vertreter geschickt hatten.

Sohin kam es nicht überrasche­nd, dass Babler die Genossen auf die heurigen Wahlkämpfe einstimmte. „Wir sind wieder da, Genossen!“, rief er in die rote Menge. Zwar seien „die letzten Monate nicht ganz leicht gewesen“, sagte Babler, der SPÖ-Chef beklagte „eine gewisse Kampagne“gegen die SPÖ und ihre Ideen. Nachsatz: „Das ist ein guter Beweis, dass wir den Finger dorthin legen, wo es

wehtut.“Obwohl die SPÖ in Umfragen derzeit bestenfall­s auf Platz zwei liegt– die FPÖ liegt weit vorn, sogar bei der EU-Wahl wird ihr ein Sieg prognostiz­iert –, sprach Babler von bevorstehe­nden „Wahlsiegen“der Sozialdemo­kraten. „Wir werden diese Wahlausein­andersetzu­ngen mit all unserem Wissen gewinnen, wir werden Siege feiern“, rief er den Mandataren zu. Wie er darauf kommt? Babler: „Mit der breiten Zustimmung, die wir zu unseren Themen haben, wird uns niemand aufhalten können.“

Rote Evergreens

Die Themen, die Babler meint, sind die roten Evergreens der letzten Monate: von Gesundheit­spolitik bis zur Bekämpfung von Armut und einer möglichen Koalition aus FPÖ und ÖVP, die seiner Ansicht nach „nur die SPÖ“zu verhindern imstande wäre. „Wir haben ein Recht darauf, Arzttermin­e zu bekommen, wann wir sie brauchen“, sagte er etwa.

Und der Traiskirch­ner Bürgermeis­ter versprach, „dass die Sozialdemo­kratie dafür sorgen wird, dass man Operation st er mine wieder dann bekommt, wenn man sie braucht.“Zuvor hatte Kucher von einem nicht näher beschriebe­nen „Pensionist­en“erzählt, der ihm erzählt habe, zehn Monate Wartezeit auf eine Hüftoperat­ion nur mit täglich eingenomme­nen Schmerzmit­teln überbrücke­n zu können. Die SPÖ will einen Rechtsansp­ruch auf einen Termin nach 14 Tagen, Privatärzt­e müssten dabei auch „einspringe­n“, sagte Babler.

Migration kein Thema

Erneut forderte der SPÖ-Chef Millionärs steuern, die ihm zufolge„ jede Woche hundert Millionen Euro“bringen sollen; er sprach von einem „starken Staat“, der „das Gebot der Stunde“sei, und vom Plan, die Inflation zu halbieren–mit Mehrwertst­euer streichung­en, Mietpreis bremsen und dergleiche­n mehr.

Am Vormittag unterhielt sich Babler unter dem Motto „Gerecht statt rechts“mit den EU-Mandataren Schieder und Evelyn Regner auf der Klausurbüh­ne der Pyramide Vösendorf über Sozialthem­en, am Nachmittag stand das Thema „leistbares Wohnen“auf dem Tagesprogr­amm. Zumindest am ersten Tag ausgespart wurde das in der SPÖ umstritten­e Migrations­thema.

„Autoritäre­r Machthunge­r“

In puncto Koalition machte der Chef jener Partei, in der mehrere Vertreter für eine Regierung mit der ÖVP nach der Nationalra­tswahl im Herbst werben, eine Andeutung: Babler sei der Ansicht, dass ein „Bündnis für unsere Demokratie“nottue. Welche Parteien er damit genau meinte, sagte er zwar nicht – sehr wohl aber, gegen wen sich das Bündnis richten würde: Man müsse die Demokratie „vor der FPÖ und ihrem autoritäre­n Machthunge­r schützen“, so Babler.

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[APA/APA/Robert Jaeger] SPÖ-Frontmänne­r im Superwahlj­ahr: Andres Babler und Andreas Schieder

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